Heureka, Jubel! Ich bin in Bosham *bodenküss*! Ja und was geschah zwischen Landung und Teerküssen? Des is a lange G´schicht:
Also wir setzten hart auf der Landebahn in Gatwick auf. Der Typ neben mir erwachte und das Quengelkind war schlagartig muxmäuschenstill. Verdientermassen gab es auch keinen Applaus für den Käpt´n. Wir rollten aus, die ersten Fluggäste standen auf und begannen sich um das Handgepäck zu streiten, der warme Steward versuchte säuselnd zu beruhigen, das Quengelkind trat mir den letzten Wirbel wieder beweglich, dann stoppte der Flieger am Gate und wir dockten an. Der warme Steward versuchte die brodelnde Menge mit dem Rücken aus dem Ersten-Klasse-Bereich fernzuhalten, wurde dann aber mit Schwung Richtung Cockpit geworfen. Ich sass den Kopf auf die Hand gestützt und beobachtete, wie die Firstclasslady vor mir um Contenance ringend erst sich sortierte, um dann umständlich ihr Schminkköfferchen auf Rollen aus dem Gepäckfach wuchtete. Als sich der Staub legte und das Trampeln leiser wurde verliess auch ich vorsichtig das Flugzeug.
Nun ahnte ich schon, dass der Klepper wieder am äussersten Gate angezurrt hatte, aber das Labyrinth aus verglasten Gängen, ratternden Rolltreppen und schummrigen Fahrstühlen schien ja gar kein Ende zu nehmen. Und ich hatte den MiamiAirport als Irrgarten in Erinnerung, pah! Anmerkung: Wegen Umbaumassnahmen waren die WCs out-of-order. (Mike wäre implodiert). Ach ja und noch was – NonSmokingArea. Aber dafür hatte ich in dem Moment auch keine Gedanken mehr. Wenn man wenig erwartet, ist man mit etwas mehr zufrieden. Schöner Spruch, aber für das was noch kommt unzutreffend. Aber jetzt schenk ich mir erst mal ne Tasse Kaffee ein.
Also ich durchquere die Passkontrolle – Imigrationservice – und freute mich auf die Freiheit des Mietwagens von Sixt. Also nur noch zum CarRental und ab. Ich folgte den Wegweisern und verliess den Airport. Auf der anderen Strassenseite das CarRentalService-Gebäude, aber nix von Sixt zu sehen. Jeder Popelleihautotandler hatte einen Schalter, doch kein Sixt. Weisse Telefone hingen an der Wand mit den Telefonnummern aller Anbieter – Sixt nixt!!!
Aber ned mit mir. Da, wenn was passiert, es mir passiert und man durch Erfahrung lernt (ja auch noch mit 39 1/2), hatte ich mir nicht nur eine – nein gleich zwei Servicenummern ins Natel gespeichert: Sixt-Schweiz und Sixt-England! Gesagt – gewählt. Nach zwei Minuten Wartschleife und Drücken sämtlicher Nummern von 0 bis 9, sowie dreimaliger Weitervermittlung, samt Lärmkulisse, konnte ich nicht nur meinen Satz (wo ich mich befinde, dass ich die servicenummer kenne, nix zu schreiben in der hand und den Sixtcounter suche) im fliessenden Gatwicker Dialektenglish, sondern war auch schon wieder aus der Leitung geflogen. Nachdem auf beiden Nummern gar keiner mehr abhob und mein Natelakku Kapazitätsengpässe meldete, erinnerte ich mich schwach an einen Wegweiser „AirportInformation“ und machte mich zurück auf den Weg in das Flughafengebäude.
Natürlich war ich nicht der einzige, der das Orakel hinter dem Schalter befragen wollte, aber ich hab ja Urlaub und keine Eile. Und so stellte ich mich brav in die Reihe mit Ruhepuls 50 und während die Leut vor mir drankamen, überlegte ich mir einen besonders netten Fragesatz in der Hoffnung „Gott hat schon noch ein Erbarmen.“ Pech! Ich fragte meine extremfreundliche Frage und die Dame nickte noch freundlicher und kritzelte mir auf ein Stück Butterbrotpapier die Sixt-GB-Nummer, die ich schon hatte. Innerlich hämisch grinsend machte ich mich wieder ins Freie auf, wo das Gebäude stand, in dem sämtliche Autovermieter dieses Planeten einen Schalter hatte, nur Sixt nicht. Ich machte es mir an einer Bushaltestelle mit CarRentalTelefon zwischen CarRentalSchalterGebäude und Terminal bequem und zupfte eine Zigarette heraus. Dann wählte ich stakkatoartig die Servicenummer bis eine der Tasten des Wandtelefons stecken blieb.

Ich sah auf die Uhr: 1 1/2 Stunden sind seit der Landung vergangen. Nochmal mit dem Natel probiert. Nach 10x Klingeln die Erlösung: Ein Mensch am anderen Ende der Leitung. Ja, wir hatten schon 3x telefoniert, nein wehe wenn sie weiterverbinden, schreiben sie sich meine Nummer auf, und rufen sie mal selbst den Service an, der soll mich bitte untertänigst pronto zurück rufen, ja ich stehe immer noch vor dem CarRentalGebäude, er kann deutsch, ja was, na eine Chance hast du noch. Und tatsächlich nach 10 Minuten Stand der SixtShuttle vor mir. Jetzt kann ja nix mehr schief gehen.

Wir parken an einer ehemaligen Tankstelle, welche notdürftig mit dem CorporateDesign von Sixt bepinselt ist – Innen und Aussen. Der Shuttlefahrer begleitet mich zum Schalter, eine Mittdreissigerin hinter der ein Standventilator vor sich hin knattert nimmt Personalien und Kreditkartendaten auf und tippt irgendwas in den PC. Der Wagen mit Navi wird grad gewaschen – ich warte. Nach 15 Minuten fährt der Ford vor, ich werde zur Inspektion gebeten. Genauestens nimmt die Dame jede Schramme und jeden Kratzer ins Protokoll auf, das ich dann unterschreibe. Dann packe ich meine Habseligkeiten in den Kofferraum und setze mich rechts (!) ans Steuer, der Gangknüppel ist links in der Mittelkonsole, wie auch die Handbremse. Ich nehme den Zettel mit der Adresse von Colin zur Hand und versuchte das Village „Bosham“ einzugeben. Nach BO war Feierabend. OK, vielleicht klappt dann „Chinchester“. CHI ging noch, dann auch Ende. So, jetzt muss ein Fachmann her, also ich raus aus dem Wagen und zur Werkstatt. „It is not possible to type in the name of any village i want to go to“. Die Gesichter gaben mir zu verstehen „jetzt kapiert der touri das navi wieder nicht.“ Ich erklärte, dass ich schon mit dem Navi gearbeitet hätte, aber das Teil keine meiner Ortschaften annimmt. Chefmatrose1 setzt sich links auf den Beifahrersitz, liest „Bosham“, tippt BO, Ende. Kann nicht sein,nochmal, CHInese garden. Nein, ich will nach Bosham bei Chinchester. Mittlerweile stehen drei Mechs und eine LadySixt um das Auto. Ich schlage vor Gatwick und die Adresse der Sixt-Vertretung einzugeben. Der Versuch scheitert ebenso kläglich.

Für mich steht fest die Navi-CD fehlt, die Sixt-Leute kennen nicht mal Bosham. Auf die Frage, ob ich auch mit einer Karte zufrieden wäre, lächle ich nur müde und entgegne „wenn mich einer von Euch die Woche chauffiert, dann schon“. Und bringe die Gegenfrage „Anybody Ever drove from ZürichAirport without map and Navi to my home?“ Dann geht die Lady und schaut sich die anderen Fahrzeuge an. Alle ohne Navi, bis auf einen. Doch der ist grad zurück gebracht worden. Test1 in dessen Navi mit Bosham und siehe – ich aber sage euch – es funktioniert. Jetzt erklärt man mir aber, dass man die CD nicht rausnehmen könne, da Auswurf gesperrt. Was soll`s, der den ich hab da geht es ned und bei dem den ich ned hab da geht’s! Mir egal, ich habe Auto mit Navi bestellt und ohne beweg ich mich keinen Meter weg. Es sei denn back zum Airport und ordere Zugticket oder gleich bei einem anderen Mietwagenfuzzi ein anderes Auto.
Mittlerweile war es halb vier nachmittags. Die Sixtcrew beschloss (scheinbar nach Wahl mit Handheben) mir den noch nicht gereinigten Ford mit funktionierendem Navi zu geben, allerdings ungereinigt, weil zu all dem Überdruss auch noch der Dampfstrahler kaputt gegangen ist, ob mir das was ausmache das Auto ungereinigt zu übernehmen. Von mir aus nehme ich das Navi ohne Auto, mir doch egal. Also mussten die Papiere umgeschrieben werden. Ich testete erst mal Colin´s Adresse, bevor wieder was schief geht. Und es klappte.
Nach geschlagenen 2 1/2 Stunden verliess ich den Fuhrpark auf der falschen Seite fahrend, auf dem falschen Sitz sitzend mit dem Schaltknüppel in der linken, mich in den ersten Roundabout einordnend den ich rechtsrum gleich 2x umkreiste, bis ich die nette Frauenstimme vernahm du die Ausfahrt traf. Gleich anschliessend kam gleich eine „closed road“, welche die Leistungsfähigkeit des Navis und meine Linksfahrkünste im frühesten Stadium bis an die Grenze ausreizte.

Nach etlichen gewollten und einigen ungewollten Haken durch Gatwick, befand ich mich im Roundabout-Taumel. Spätestens nach einer halben Meile kamen diese Errungenschaften im Hamsterkäfig aufgewachsener Verkehrsplaner auf mich zu. Nicht nur, dass ich nie wusste, ob ich zu schnell oder langsam auf gerader Strecke befand. Ich wusste nie, ob ich mich nun richtig oder falsch eingeordnet hatte. Hinzu kamen noch willkührlich anmutende Tempolimite, teils sogar mit Anzeige der aktuell gefahrener Geschwindigkeit.
Zu Guter Letzt (neue oder alte Rechts- nein Linksschreibregel?) kam ich dann doch noch in Bosham an. So Sixt es wollte…
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