Als ich das erste Mal heute gegen 9 Uhr morgens erwachte und den Schneefall durch das Fenster entdeckte, drehte ich mich wieder um und mummelte mich in meine Bettdecke. Dann träumte ich an Koh Samui, an Sonne, Sand, Meer und fühlte fast die Sonne auf meiner Haut. So schlummerte ich wieder ein, bis ich gegen 11 Uhr das Mahlen und Knacken der Espressomaschine hörte. Mike musste erwacht sein. Als ich widerwillig die Decke zur Seite schlug und ins Wohnzimmer torkelte, sass Mike auf dem Sofa und spielte bereits wieder mit seinem iPhone.
Ich liess ebenfalls eine Tasse Kaffee aus der Espressomaschine, ging damit zurück ins Wohnzimmer und schaltete den Laptop ein. Dem Schnee wich der Regen, der draussen vor dem Balkon durch Windböen getrieben auf die Erde fiel. Ich checkte meine E-Mails. Mike sah kurz vom iPhone auf und meinte, dass ich Messages auf dem Natel hätte. Ich las diese durch und beantwortete ein paar davon. Dann duschte ich und fing an ein paar Klamotten in den kleinen Reisekoffer zu packen. Wir wollten gegen 13 Uhr nach Regensburg über das lange Osterwochenende fahren.
Nachdem Mike sich ebenso reisefertig gemacht hatte, holte ich den „kleinen Blauen Benz“ aus der Garage und wir verluden unsere Habseeligkeiten in den Kofferraum. Mike sprang noch kurz in die Wohnung zurück, weil wir den Ausdruck der Mail von Mane vergessen hatten. Mane ersteigerte letzte Woche einen grossen Apple-Monitor bei Ebay, den wir in St. Gallen abholen wollten. Dann starteten wir unsere Fahrt durch den strömenden Regen in Zürich.
Der Verkehr lief recht locker vor sich hin und wir kamen trotz der widrigen Wetterverhältnisse auf den Schweizer Strassen sehr gut voran. Wir hatten uns extra entschlossen erst am Freitag zu fahren, da wir nicht in den Osterverkehr am Donnerstag Abend kommen wollten. Bei St. Gallen fuhren wir ab und holten den Monitor ab. Wir fuhren bei St. Margreten über die Grenze nach Österreich. Vor einer Ampel bei Hart ging dann aber gar nichts mehr. Der Verkehr staute sich auf der Hauptstrasse nach Bregenz.
Nachdem wir eine halbe Stunde an der gleichen Stelle mit abgestellten Motor standen, setzte ich kurz zurück und wendete, fuhr dann in eine Seitenstrasse. „Endlich mal eine andere Strecke, als die, welche man immer auf der Fahrt hin und zurück sieht“. Wir fuhren durch ein Wohngebiet mit schmalen Strassen, das Navigationsgerät drehte fast durch und erhielt von uns nach der Ansage „Bitte wenden!“ der freundlichen Stimme den Spruch „Halt die Klappe!“.
Wir kamen auf eine Durchgangsstrasse und – standen wieder im Stau. Komischerweise scheint in Österreich der Karfreitag kein Feiertag zu sein. Sämtliche Grosshändler wie Lidl oder Aldi und auch die kleineren Geschäfte am Wegesrand hatten geöffnet. So erklärte sich der heftige Verkehr; denn zu den Osterurlaubern kamen noch die regionalen Wochenendeinkäufer. Die Strassen Richtung Lindau/Bregenz waren komplett verstopft. Auch auf der Autobahn durch den Ambergtunnel ging nichts mehr. So wurde aus unserer kleinen Stau-Umfahrung ein mittlerer Ausflug.





Irgendwann fanden wir uns auf einer sich den Berg hinauf schlängelnden Strasse wieder. Wir gewannen recht zügig an Höhe. Der Regen wechselte zuerst in Schneeregen und dann in einen handfesten dicken Schneefall. Das Navigationssystem erkannte irgendwann, dass wir nicht auf dessen Wendebefehle reagierten und unbeirrt nach der eigenen Nase fuhren und berechnete den Weg endlich in Fahrtrichtung.

Den ganzen Winter sahen wir bisher nicht so viel Schnee. Eigentlich gar keinen; denn das Skiweekend fiel ja wegen des Koh Samui Urlaubs für uns aus. Mike fotografierte die Umgebung im Schneetreiben, ich fuhr den Benz und war richtig glücklich die Winterräder auf dem Auto zu haben. Ab und zu testete ich beim Anbremsen oder beim Herausbeschleunigen aus einer Kurve, ob die Strasse bereits glatt wäre. Und je höher wir kamen, umso mehr Schnee lag auf der Strasse. Mike lichtete zwischenzeitlich lachend ein Segelboot am Bergstrassenrand ab. Da schien jemand auf die nächste grosse Flut vorbereitet zu sein. Wir rätselten, ob das Boot wohl „Arche“ heissen würde.




An einer Steigung steckte rechts in einem Feldweg ein voll beladener Volvo-Kombi. Der Fahrer kam uns auf der Fahrbahn entgegen. Wir konnten allerdings selbst nicht helfen; denn wenn ich stehen geblieben wäre, befurchtete ich selbst nicht mehr weiter zu kommen. Irgendwann erreichten wir besiedeltes Gebiet. Das Nest hiess „Scheidegg“. Ich erinnerte mich dunkel, dass ich in der Schulzeit eventuell einmal hier zum Skifahren gewesen sein könnte. Aber wir hielten uns nicht lange auf. Wir wollten noch bei Tageslicht die Autobahn, wo sie auch immer sei, erreichen.

Nach Scheidegg ging es mit uns bergab – und wie. Die reinste Bergrennstrecke mit haufenweise Kehren und engen Kurven tat sich vor uns auf. Und je weiter wir wieder Richtung „Normalität“ kamen, umso weniger schneite es und um so mehr regnete es.


Trotzdem sahen wir ungewöhnlich viele Schneefräsen und Räumfahrzeuge uns entgegen kommen. Auch versuchte so mancher Hausbesitzer seinen Gehweg vor dem Haus zu räumen – bis die nächste Schneefräse kam. Auf einem Schild entdeckten wir den Hinweis auf einen „Wasserfall“, was uns sofort über eine eventuelle „Tourist Attraction“ witzeln liess.
Auf „Normalniveau“ regnete es nur noch heftig. Kein Schneefall mehr. Auch die Autobahn Lindau-München fanden wir bei Weissensburg oder so ähnlich. Dann standen wir nur noch kurz vor der ersten Autobahnbaustelle, fuhren aber auch da ab und nahmen die Umfahrung.

Nach 6,5 Stunden erreichten wir Regensburg. Wir gaben noch den Monitor bei Mane ab, er bedankte sich mit ein paar Franziskaner Weissbier, wir plauderten, streichelten deren Katzen und Hunde und amüsierten uns über allfällige politische, wie auch soziale Dinge aus der Schweiz und Bayern.

Gegen 22 Uhr trudelten wir dann bei Mam ein. Es gab ein Käsebuffet als „Spätstück“, trinken noch etwas Tee und entspannen auf dem Sofa. Bis auf Mike: Der spielt mit seinem iPhone. Draussen ist es „saukalt“ und die Scheiben der Autos sind angefroren. Na denn „Frohe Ostern“.
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