Urlaub Koh Samui 01.03.2008 – Ein Erkundungsritt durch Flora und Fauna und eine Italienerin ohne Mobile Phone


Nachdem das Thema „Wie spät ist es bei Euch eigentlich?“ eventuell geklärt ist, nun weiter im Text des heutigen Tages. Wie der Stammleser vielleicht noch weiss, hatte ich letzte Nacht überhaupt nicht geschlafen. Nein, wir waren nicht im Ausgang. Oder doch, eigentlich schon, aber wir sind recht früh wieder ins Hotel gekommen. Nur schlafen konnte ich trotzdem nicht. Also schrieb ich den Reisebericht von gestern und einen Teil von heute. Genug Verwirrung 🙂

Ich sass also schon seit 7:20 Uhr im Strandrestaurant und frühstückte. Nebenbei tippte ich bei schönstem Wetter das morgendliche Ritual, welches sich scheinbar jeden Tag abspielt: Der Reservationskampf um die besten Liegeplätze. Um etwa 9 Uhr erschien dann Christan auf der Bildfläche. Und er wunderte sich ziemlich, dass ich schon am Tisch sass und nur noch Kaffee trank und am Laptop tippelte. Er weckte dann Mike ganz sanft. Nach wenigen Minuten kam Chris zurück und setzte sich, liess sich Kaffee einschenken und besorgte sich ein Omelette vom Feinsten. Das Eiergericht rief aber noch einen der vielen Mitesser auf den Plan. Ein Kater schlich herum, und kümmerte sich etwas ängstlich um eventuelle Überbleibsel der Frühstückenden. (Fauna No. 1)

Chris sah rein äusserlich vollkommen verwandelt aus. Ich ahnte, dass es am Wetter lag. Er grinste über beide Ohren und kribbelte innerlich vor Tatendrang. Genüsslich zündete er sich eine Zigarette an und lehnte sich zurück. Dabei bliess er den Rauch beim Ausatmen nach oben aus. „Jetzt fehlt nur noch Mike und dann geht’s ab!“. Chris – unser „Private Travel Agent“ (PTA) – brannte förmlich darauf uns per zweirädrigen Untersatz die schönsten verborgenen Flecken der Insel zu zeigen. Raus aus dem Touristenort Lamai und ab in die Flora!

Mike liess sich Zeit und kam sichtlich nicht ganz ausgeschlafen zu uns an den Tisch. Er brauchte erst eine ganze Weile, bis der Bootvorgang nach dem Aufstehen komplett abgeschlossen war und frei nach „Per Anhalter durch die Galaxis“ die „Normalität wieder vollständig erreicht ist“. Aber mit jedem Schluck starken Kaffee kam er aus dem Stadium der Unwahrscheinlichkeit in die Realität zurück. Ja, es scheint tatsächlich die Sonne. Ja, es weht nur ein laues Lüftchen. Ja, ich bin auf Koh Samui. Das könnten seine Gedanken an diesem Morgen gewesen sein. Nur die Reihenfolge könnte variiert haben.

Planung für heute: Motorräder ausleihen und ab in die Fauna! Ergo, zogen wir uns schnellst möglichst nach dem Frühstück in die bedachten Räumlichkeiten zurück, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen: Sonnenschutzkreme auftragen. Pech für mich: Ich erwischte zuerst einmal die fast baugleiche Autan-Pumpspray-Flasche. Als ich das Missgeschick entdeckte dachte ich: „Gut, also Mücken werden mich während der Fahrt auf dem Töff schon mal nicht stechen.“ Dann holte ich das Badehandtuch vom Wäscheständer auf dem Balkon. Dabei entdeckte ich eine „Monsterschabe“ direkt vor der Schiene der Schiebetür wehrlos auf dem Rücken liegend. Die muss gestern mit Karacho gegen die Fensterscheibe gerast sein, um dann bewusstlos auf dem Rücken zu landen. Was lernen wir daraus? Kakerlaken dieser Welt ergebt euch! Wir wissen nun, wie wir euch loswerden! Einfach auf den Rücken drehen 🙂

Wir trafen uns mit Chris gegen 11 Uhr in der Eingangshalle und wanderten Lamai auswärts die wenigen Meter an Massageläden vorbei zu einem Motorradverleiher, den wir schon an einem der ersten Tage entdeckt hatten. Wir klopften und ein etwa 38-jähriger stämmiger Thailänder hinkte zur Schiebetür. „We want to rent a Motorbike“. Er erkundigte sich für wie lange und wie viele und wir handelten einen Preis für zwei Tage aus (600 Baht pro Tag und Nase). Er benötigte allerdings den Reisepass, den wir nicht dabei hatten. Dieser lag schön aufgeräumt in einem Schliessfach an der Rezeption. Also wanderten Mike und Chris noch mal zurück zum Hotel. Währenddessen liess mich der Thailänder vor dem Geschäft an der immer belebten Lamai Beach Road nieder.

Hinten im Geschäft sah ich ein ganzes Regal voll mit Pokalen. Ich fragte, ob er diese gewonnen hätte. Er antwortete, dass er professionell Motocross gefahren sei. Hätte sich aber vor fast genau einem Jahr einen Knöchelbruch zugezogen und der Arzt hätte ihm ein Jahr lang verboten sich auf ein Motorrad zu setzen. Was er natürlich nicht einhielt. Deshalb hinkte er noch ein wenig. Er würde ausserdem in Koh Samui und in Thailand professionelle Motocross-Rennen organisieren. Ende März wäre er auf einer Veranstaltung in Bangkok und Ende Mai sogar in Schweden. Da würde er aber nur zusehen.

Mike und Chris brachten nach wenigen Minuten die beiden Pässe von mir und Mike. Ich füllte das entsprechende Formular aus und wir gaben dem Herren die Pässe. Ich fragte, ob er die kopieren könnte und mir zurück gibt oder diese behält und dann kopieren lässt. Er lachte und meinte, dass er diese gut verschliesst, bis wir mit den Motorrädern wieder zurück kämen. Keine Sorge. Ich fragte, warum keine Heckkennzeichen montiert seien. Er antwortete, dass es genau vier Maschinen diesen Typs auf der Insel geben würde – und das wären seine. Er zahlt monatlich die Gebühren und Versicherungen. No problem! Diese Voraussetzung (nur vier Maschinen auf der Insel) würde es auch einen Diebstahl ausschliessen. Jeder wisse, dass die vier Honda XR 250 mit dieser Ausstattung ihm gehören. Der Dieb wäre schnell mit Mund-zu-Mund-Weitersagen gefunden. Verstecken geht nicht.

Mike hatte sich sofort die einzige schwarze Honda XR 250 ausgesucht. Diese besass Strassenbereifung und einen anderen Auspuff, als die anderen drei Roten. Diese waren mit Bestollung unterwegs und mit dem Standardauspuff – vermutete ich zumindest zuerst. Es stellte sich sofort heraus, dass es sich bei der „Schwarzen“ um einen Spezialumbau handeln musste. Der Auspuff röhrte bereits bei tieferen Drehzahlen gehörig laut und kraftvoll, bei hohen Drehzahlen ging erst so richtig die Post ab. Wir drehten eine Proberunde mit den beiden Gelände-/Strassen-Töffs. Bei den hohen Kisten stellt sich anfänglich das Problem ein, dass man die Mühlen um die Kurve lenken möchte. Dabei reicht auch hier etwas Körperschwerpunktverlagerung und eine lockere unverkrampfte Lenkerhaltung, damit das Gefährt schön sanft in die Kurve schwingt. Es gilt übrigens Linksverkehr, was ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Man spricht sich vor jeder Fahrt am besten mindestens 10 Mal laut vor: „Links fahren und rechts schauen!“ Glaubt mir, das wirkt! Andernfalls winkt bestenfalls ein langer Aufenthalt in einem örtlichen Spital. Und das sind dann keine schönen Aussichten.

Anmerkung der Redaktion: Es gibt genug Verleihmöglichkeiten für Roller (125er) an jeder Ecke oder vor den Hotels. Chris hat für einen Tag 250 Baht bezahlt. Auch diverseste Strassenmaschinen und Chopper sind erhältlich. Wir hielten es aber bei den Strassenverhältnissen eher für sinnvoll eine Geländekiste abzugreifen. Besser ist das. Ausserdem ist die Honda XR 250 schön leicht zu handhaben. Versucht mal eine Harley auf einem schmalen Feldweg zu wenden, wenn rechts und links der Fahrbahn nur feiner Sand oder Morast vorhanden ist. Mehr Power als so ein seichter Roller ist eh vorhanden. Für Überholmanöver unseres Erachtens bei den Verkehrsverhältnissen ein wichtiges Argument. Und: Gute Bremsen sollte man haben! Es geht kreuz und quer auf den Strassen zu. Und so etwas wie eine regelmässige gesetzliche Fahrzeugprüfung oder gar einen TÜV kann es hier bei den von uns gesehenen Fahrzeugen nicht geben. Russfilter? Unbekannt! CO2 oder Feinstaub? Es gibt hier genug Grobstaub auf der Strasse, den man möglichst nicht einatmen sollte. Helmpflicht soll es geben. Aber bei der Kontrolle gestern Abend vor unserem Hotel suchten die Polizisten nach Drogen und Waffen. Mit oder ohne Helm. Egal. Übrigens: Es gilt „Null-Alkohol“! Never drink and drive! Das wird zwar nicht ganz so heftig bestraft, wie Drogenbesitz, aber im Urlaub ist so eine Angelegenheit immer unangenehm.

Allerdings schwang meine nicht geradeaus. Diagnose: Gabel verzogen. Zusätzlich soff mir der Karren sofort nach dem Loslassen des Gasgriffes richtig schon ab. Bei einem „Eintopf“ im niedrigen Drehzahlbereich und Bremsvorgang nicht gerade von Vorteil. Also, die Kiste ist nix für mich und es ging zum Umtauschen zurück. Ich fragte, ob die Mühle einen leichten Unfall hatte. Er verneinte zuerst und grinste dann aber. Anstandslos gab er mir die Nummer „2“. Das steht tatsächlich seitlich drauf. Hier passte dann alles bei der Probefahrt. Also fuhren Mike und ich bei der zweiten Probefahrt bei der nahen Tankstelle vorbei.

Dort an der Tankstelle ein seltsames Bild (Unwahrscheinlichkeitsdrive ein?): Etwa sechs bis acht junge Thailänder mit roten Uniformjacken lagen neben den Zapfsäulen teils mit hinter den Kopf gelegten Händen. „Komischer Service hier?!!?“ dachte ich. Als ich neben der Zapfsäule anhielt, riefen die Jungs mir etwas zu. „no powder, no powder!“. Ähm, was? Egal, ich meinte „Thanks a lot“ und dampfte zurück zum Verleiher, den sofort fragte, was bitte „no powder“ bedeutet im Zusammenhang mit „Tanken!“. Er überlegte kurz und meinte dann: „No Energy! They have no Power! That happens sometimes“. Wie gesagt, das Thai-Englisch ist gewöhnungsbedürftig.

Der Motorrad-Motocross-Meister schwang sich verbotenerweise (vom Arzt siehe oben) auf eine der übrig gebliebenen zwei Maschinen und fuhr uns voraus zu einer anderen Werkstatt. Dort stand eine gute alte mechanische einarmige „Güllepump“ Baujahr vor Christus. Der hinzueilende Mechaniker fragte, wie viel ich denn haben möchte. Preis pro Liter Sprit übrigens 55 Baht (an der Tankstelle aktuell 31,75 Baht ohne Pumpen und Scheibenreinigen, allerdings auch ohne Strom). Der Mech hatte die Kiste offensichtlich noch nie gesehen. Bei Rollern schien er das erforderlichen Nachfüllvolumen am Klang des vorderen Schutzblechs zu erkennen. Aber in diesem Fall füllte er ganz vorsichtig einen Liter nach dem anderen in den komplett leeren Tank. Da wir heute noch etwas anderes als „Tanken“ vorhatten, hielt ich den Mech bei fünf Versuchen und fünf Litern an. Er solle doch bitte den gleichen Anteil in den Tank von Mike füllen. Das war dann einfacher, denn 5 Liter sind genau die Maximalmenge des oberen Schauglases. Sichtlich erleichtert pumpte und füllte der Mech vor sich hin.

Dann bekam ich noch einen Halbschalenhelm vom Vermieter an den Unterarm gehängt. Aufsetzen möchte ich den nicht unbedingt. Nicht, weil ich den Fahrtwind in meinem oben kurz geschnittenen Haar spüren möchte, oder ein Sicherheitsabneiger wäre. Der Helm ist nach dem Aussehen her locker so alt, wie ich, passt nicht, das Schloss ist verrostet und hakelt, und wer weiss wessen Kopfhaut da schon bestens in das vormals schwarze Futter hinein transpiriert hat. Lecker! Eventuell hilft der ja gegen Kokosnussschlag. Wusstet ihr, dass in Thailand mehr Menschen durch von Palmen fallende Kokosnüsse getötet werden, als von Schlangengift? Mehr dazu weiter unten.

So, nun konnte es endlich losgehen. Nur noch schnell zum Hotel und die Taschen geholt. Handtuch, Digicam, Hautschmiermittel, Geldbeutel, Töffschlüssel, Wasserflasche (für die Mundspülung zwischendurch), Sonnenbrille. Wir sind komplett! Ich behielt im Gegensatz zu Chris und Mike meine lange Jeans an. Einmal der senkrechten Sonneneinstrahlung wegen und zweitens habe ich keine Lust bei Verwendung einer schicken, lässigen, kurzen Hose meine verbrannte rote Oberschenkelhaut dann auch noch vom schmierigen Creme-Strassenstaub-Dieselruss-Gemisch per Handschrubber und Kernseife zu befreien. Auch überlegte ich beim Ankleiden kurz ein langärmeliges T-Shirt oder ein Hemd mitzunehmen. Aber schliesslich möchte ich ja doch irgendwann einmal etwas (rot-)braune Farbe bekommen. Auch wenn die Verfärbung der Haut dann an den Oberarmen schlagartig von „blüten-büro-weiss“ in eventuell „feuerrot“ mit scharfem Abschluss in Bizepsnähe übergeht. Wir werden es sehen – am Abend.

Wir drehten die Zündschlüssel um, und stürzten uns in den Mittagsverkehr in und um Lamai. Chris fuhr voraus. Mike in der Mitte und ich als Abschlussfahrzeug immer den hinter mir sich mal mehr oder weniger chaotisch bewegenden Verkehr per Rückspiegel im Auge. Chris und Mike hatten beide eine Baseball-Cap auf. Ich vermutete schon beim Start des Ausflugs, dass die Dinger nicht lange auf dem Kopf halten sollten. Nach etwa einem Kilometer verlor Mike seine Schildmütze vom Kopf. Er stellte die Mühle ab und ging die Kopfbedeckung von der Strasse holen. Aufsitzen, Cap aufsetzen und weiter. Nach weiteren 500 Meter flog mir das Teil schon wieder entgegen. Diesmal winkte Mike nur kurz ab und fuhr weiter. Nun liegt eine Schildmütze der Bayernhafen AG irgendwo bei Lamai und erfreut eventuell einen Baseball-Cap-Sammler.

Wir verliessen Lamai und fuhren durch Palmenhaine auf sich dahin schlängelnden Beton-Strassenbelag. Wie dieser „gebaut“ wird, stellten wir auf einer der Nebenstrassen zu einem Strandrestaurant fest. Man stelle sich einfach vor, dass ein Strassenstück über die gesamte Breite neu frisch betoniert vor einem liegt. Die „Sicherungsmassnahme“ resp. „Absperrvorrichtung“ besteht aus maximal 3 Pylonen  und dahinter gekreuzt auf den Boden gelegten Palmwedeln. Die Ausweichroute ist gut beschildert: Man fährt einfach durch das Dickicht dort, wo schon mal jemand eine Spur auf den Boden gezogen hat – mit dem Roller oder Töff. Für Autos, Transporter oder gar LKW’s heisst es an der Position der gekreuzten Palmwedel dann entweder „Ende der Schicht“ und Warten bis der Beton einigermassen Tragfähig ist oder „Wende sofort im unbefestigten Palmenhain. Fahre dabei aber bitte keinen an eine Palme angebundenen Ochsen tot!“. (Fauna 2)

Übrigens zum Thema „Sicherheitsbestimmungen“: Auf offenen Pritschenwagen sitzen oder stehen doch mal so an die 12 Personen. Nein, nicht nur die Personen befinden sich dort auf der Ladefläche, sondern auch gleich das lose Baumaterial, wie etwa T-Träger oder Armierungsgitter, Betonsäcke und allerlei Werkzeug. Buddha hat sicher viel zu tun, um seine schützende Hand über all seine Schäfchen zu breiten. Nun verstehe ich auch, warum es Götter mit vielen Händen und/oder Flügeln gibt.

Wir legten im „Seafood Restaurant Bang Kao“ eine Kaffee-(Mike und ich) und Cola-(Chris) – Pause ein. Durch den erhöhten Kaffeegenuss und die durch den fehlenden Schlaf zusammen mit der aufregenden Fahrt verbundenen Hormone funktionierte mein Körper eh schon vollkommen selbstständig. So zückte meine linke Hand sofort voll autonom die Kamera, um den ein oder anderen Urlaubsschnappschuss festzuhalten.

Während Mike mit einem Fernglas russischer Herkunft in die Ferne spähte und Chris sich durch das handgestrickte Fotoalbum mit Schorchelfischbildern wühlte, ging ich auf die Jagd nach toten und lebenden Tieren. Rechts von Mike suchte sich eine Riesenkillerhornissenwespe ohne von ihm beachtet zu werden eine neue Kinderstube in den gelochten Ziegeln der Säulen, die das kunstvolle, hölzerne Verandadach trugen. Über mir hingen tote, aufgeblasene Kugelfische in zwei Grössen. Und hinter der Sitzgelegenheit von Mike und Chris balancierte ein Makake auf einem Hanfseil und sortierte die Flöhe nach Grösse und Alter. (Fauna 3 bis 5)

Nach der Bezahlung der Rechnung von 3 Getränken über ganze 60 Baht, setzten wir unser Abenteuerentdeckungsfahrt fort. Es ging zurück an Lamai vorbei Richtung Chaweng. Bevor wir uns einem beliebten Strandabschnitt zuwandten, um im Schatten zu liegen und unser Haut im frischen Salzwasser von den Strapazen zu reinigen, stand noch ein „Tourist Attraction“ erster Kajüte an: Der Wasserfall von „keine Ahnung – muss Reiseführer Chris fragen“ mit der Möglichkeit auf dem Rücken von sonst Palmen geketteten Elefanten (Fauna No. 6) einen Dschungelritt zu „geniessen“. Nein, keiner von uns wollte diesen Hauptmenüpunkt des Standardtouristen auskosten. Nachdem wir unsere Motorräder auf dem Touristenparkplatz nach Einweisung eines weiblichen, wohlgrundeten, Dauertelefonierenden Parkplatzwächter-Etwas abgestellt hatten, gingen wir zum Wasserfall, der doch mal so um die 40 Meter hoch ist. Ich schoss ein paar „War-auch-dort-Bilder“ und wir legten eine Zigarettenpause ein. Damit die Lunge auch mal etwas anderes bekommt, als Feinstaub und Russ. Eben: Nikotin, Feinstaub und Russ.

Die Luft war erfüllt von einem ohrenbetäubenden Lärm: Ein durchdringendes Pfeifen. Zuerst dachte ich, dass mein Koffeingehalt im Blut zusammen mit dem Strassenlärm einen Tinnitus ausgelöst hätte. Aber plötzliche beidohrige Anfälle sind wissenschaftlich erwiesenermassen eher selten. Dann vermutete ich, dass eine Alarmanlage eines Fahrzeugs auf dem Parkplatz ausgelöst hätte. Aber die Lautstärke und die Dauerhaftigkeit der Dissonanzen schlossen auch dies aus. Dann fiel es mir ein: Zikaden in der Balz? (Fauna No. 7) Die Pfeifen? Ich fragte Chris und er bestätigte: „Irgendwelche Viecher in den Bäumen!“. Ich legte den Wahlhebel der Digicam auf „Filmen“ und nahm das Szenario auf. Also, wenn jemand glaubt ein Flugzeug beim Startmanöver macht Krach, der sollte sich das Video (noch nicht auf dem Youtube-Account) ansehen und anhören.

Dann verliessen wir diese „edle“ Touristenattraktion. Wir wollten endlich ins Wasser springen! Bei Sonne! Wenig Wellengang! Klarem Meerwasser! Mit diesen Zielen vor Augen ging die Fahrt weiter Richtung Chaweng. Beim „Cliff“ – einem Pass-Stück mit recht guter Steigung, dann ein Stau. Zwei Fahrzeuge vor uns hatte sich ein alter klapperiger LKW (Muldenkipper?) festgefahren. Damit die Fuhre bei der steilen Steigung nicht nach hinten wegrollt, hatten zwei mitfahrende Arbeiter offensichtlich Grössere Steine hinter die hinteren Zwillingsreifen gelegt. Dann gab der Fahrer Vollgas. Er musste Altöl getankt haben; denn dunkle Rauchschwaden vernebelte uns die Sicht und nahm den Atem. Er liess die Kupplung schnalzen und der Motor heulte auf. Die Klapperkiste bewegte sich im Schritttempo bergaufwärts. Die Steine lagen aber noch da und versperrten die Fahrbahn. Der Kleinlaster vor uns nahm gleich mal einen mit und schon diesen mit dem Vorderrad leicht zur Seite. Dann schlängelten wir uns durch. Anfahren am Berg sollte man im Griff haben! Aber die Steine lagen immer noch auf der wohlgemerkt linken Fahrbahnseite. Wenn da ein Roller etwas schneller um die Kurve kommt, dann macht Buddha Überstunden!

Gut, dass wir im richtigen Moment an der Problemstelle vorbei kamen, Minute später mit etwa 60 km/h wäre die Angelegenheit heikel geworden. Hossa! Kurz nach der Passstrecke öffnet sich linkerseits eine wunderschöne Bucht in Sichelform. Das war der von Chris beschriebene Strand. Wirklich traumhaft. Wir stellten die Motorräder am Strassenrand ab und schlenderten durch den feinen Sandstrand zu einer etwas schattigeren Stelle. Mike und Chris legten am schnellsten die lästige grossflächige Bekleidung ab und rannten ins Meer. Aber der Strand fällt sehr flach ab. Auch nach 50 Metern steht man immer noch maximal bis zum Bauchnabel im Wellengang. Ich wartete bis die beiden zurück kamen und sprang ins Wasser. Es fühlte sich kühler an. Ob wir schon akklimatisiert sind?

Wir flaggten uns auf die Handtücher und beobachteten die Umgebung. Chris erzählte, dass er vor zwei Jahren mit Bruder Mario in einem Hotel etwas weiter vorne den letzten Urlaub hier verbrachte. Zwei der Hotels seien damals noch nicht errichtet gewesen. Direkt unter dem „Cliff“ entsteht offenbar ein weiteres. Es passte bisher mit seinen betonartigen kubischen Bauten überhaupt nicht in das Ambiente. Ich schnappte mir die Digitalkamera und ging auf Streifzug den Strand entlang.

Zwischen ein paar Felsen hatte sich Meerwasser von der Flut gesammelt. In dem nun von der Aussenwelt abgesperrten Naturaquarium schwammen ein paar kleine Fische und Welse labten sich am Unterwassergrün. Dann entdeckte ich eine grosse bunte Krabbe, die vorsichtig seitlich aus einer Spalte heraus krabbelte 🙂 Als ich die Kamera hochhob, verschwand sie sofort wieder. Also stand ich verstarrt da, und wartete bis die Krabbe wieder hervor kam. Dann schoss ich eine ganze Serie. Erwischt! (Fauna No. 8)

Chris war mir nachgekommen und beobachtete die Krabbe ebenso. Wir gingen gemeinsam weiter den Strand entlang. Chris wollte sich die Hotelanlage von vor zwei Jahren noch mal ansehen. Er erzählte, dass er leider für dieses Hotel keine Reservierung mehr erhalten hatte. Es zum Zeitpunkt unserer Buchung bereits komplett besetzt. Wir betraten das Gelände der Hotelanlage und sahen uns im Aussenbereich um. Chris meinte, dass sich zumindest hier nichts verändert hatte. Der Strandbereich ist wesentlich grösser. Der Pool auch. Die Anlage sieht neuer und gepflegter aus, als unsere Bleibe. Dafür liegen wir mehr am Rande des Zentrums von Lamai. Von diesem Hotel aus kommt man aber schneller nach Chaweng. Na, wer es mag.

Wir wanderten zurück. Chris war schneller als ich, weil ich immer nach einem weiteren Motiv Ausschau hielt. Etwa 20 Meter von Mike, der noch auf dem Handtuch lag und vor sich hin genoss, blieb Chris plötzlich stehen und winkte mir. Er meinte, ich solle neben ihm auf den Boden schauen. Da lag ein Samsung-Mobil-Telefon! Chris fragte mich, was er tun sollte!? Ich hob es auf und klappte den Deckel auf. Es funktioniert noch. Also hat es erst vor kurzem hier jemand verloren. Wir sahen uns um, aber weit und breit keine Menschenseele mehr. Wir gingen gemeinsam zu Mike. Er kennt sich mit den Samsung-Klapp-Handys besser aus. Vielleicht hat derjenige, welcher es verloren hatte bereits angerufen. Dies war aber nicht der Fall. Wir beschlossen das Telefon mitzunehmen und in unserem Hotel entweder herauszufinden, ob eine Visitenkarte hinterlegt ist, oder anderweitig den Besitzer zu kontaktieren.


links: Fitnesscenter Marke „selbstgegossen“
rechts: Arbeiter bei der Jagd nach den Rohstoffen für das Abendessen

Nachdem die Sonne kurz nach dem Fund des Natels hinter dem Berg verschwand und den Strand mit seine Schatten einhüllte, packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren die wenigen Kilometer zurück nach Lamai. Die Steine auf der Strasse waren zwischenzeitlich auf die Seite geschoben worden und lagen nun neben der Strasse. Wir erreichten das Hotel gegen 18 Uhr, stellten die Motorräder ab und gingen noch auf einen Kaffee (Mike und ich) und ein Cola (Chris) in unsere Strandbar. Auf dem Weg zurück zum Zimmer klingelte das gefundene Natel in Mike’s Rucksack. Eine Lydia meldete sich auf englisch ganz aufgeregt. Mike versuchte sie zu beruhigen und erklärte ihr, dass wir ihr Telefon gefunden hätten. Sie könne es im Hotel bei uns gerne abholen, was die weibliche Stimme sofort bestätigte. Sie würde in wenigen Minuten bei uns eintreffen.

Wir warteten in unserem Hotelzimmer, als das Telefon erneut klingelte. Lydia würde das Hotel nicht finden, ich erklärte ihr den Weg von Chewang zu uns. Man müsse lediglich auf das grosse „McDonalds“-Schild achten und dann links abbiegen. Direkt hinter der kleinen Brücke über die Lagune wäre unser Hotel. Zehn Minuten später trafen wir uns mit dem Ehemann von Lydia in der Hotelhalle und übergaben das Telefon dem sichtlich erleichterten Mann, der sich als Ricardo vorstellte. Seine Frau wäre völlig aufgeregt, weil sie hätten gerade das Hotel „Marco Polo Resort + Restaurant“ in Chaweng Noi neu eröffnet und sämtliche Kontaktdaten der Lieferanten und der wichtigen Kunden befinden sich auf eben diesem Mobiltelefon. Ob er uns auf einen Drink einladen könnte. Wir lehnten möglichst freundlich ab; denn wir wollten eigentlich nichts als Finderlohn. Wir wüssten wie wichtig so ein Teil mittlerweile wäre und welche Aufregung bei uns der Verlust des Mobiltelefons produzieren könnte.

Er zog zwei Visitenkarten heraus und lud uns in das neu eröffnete italienische Lokal im Hotel mit original italienischen Speisen ein. Er und seine Frau kämen ja aus Italien, was wir am Akzent und an seinem Vornamen bereits bemerkt hatten. Wir nahmen die Visitenkarten und die Einladung gerne an, müssten uns aber noch mit Chris abstimmen. Er wäre der eigentliche Finder des Mobiltelefons. Wir verabschiedeten uns und gingen auf unser Zimmer. Dort informierten wir Chris, der sich über die Einladung zum „Italiener“ auf Koh Samui ebenso freute, wie wir. Wir verabredeten gegen 20 Uhr aufzubrechen. Aber vorher sollte noch der leicht einsetzende Sonnenbrand an den von der Expedition in die Flora und Fauna an den ungeschützten und von der Schutzemulsion übersehenen Körperflächen gepflegt werden.

PeterPan’s Reisefotos von Koh Samui:

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