Ab und zu trifft man Landsmänner aus dem „grossen Kanton“ in Zürich. Entweder kommen Freunde zu Besuch, man geht mit ihnen in den „Uusgang“ zusammen mit Schweizer Freunden oder man trifft sich bei einem Meeting mit Kollegen aus dem Deutschen Nachbarland. Die Kollegen freuen sich dann immer, dass sie das „Schwiizerdütsch“ so toll verstehen und ja eigentlich überhaupt kein Problem mit der Sprache der Eidgenossen haben.
Tja, das freut mich auch immer und mit einem Lächeln nehme ich das zur Kenntnis. Dann kläre ich die Kollegen auf und diese hören ungläubig mit offenen Mündern zu und können es nicht fassen. Zuerst einmal: Es gibt kein „Schwiizerdütsch“; denn der Dialekt ändert sich von Kanton zu Kanton – ja sogar oft von Dorf zu Dorf bzw. Stadt zu Stadt. Dann hätten wir da die vier Landessprachen, die sich überhaupt nicht zu einem „Schwiizerdütsch“ vereinigen lassen würden.
Aber die Krönung des Ganzen: Der „Deutsch-Schweizer“ kann vollkommen automatisch und schwerelos vom ursprünglichen „Dialekt“ in das „Hochdeutsch“ umschalten. Und DAS versteht der temporäre Grenzgänger aus dem Norden als „ach, so einfach zu verstehendes Schwiizerdütsch“. Man „merkt“ das als langjähriger Aufenthalter in der Schweiz immer dann, wenn man selbst betroffen ist.
Es hat bei mir recht lang gedauert, bis ich überhaupt gemerkt haben, dass man mit mir anders spricht, als mit den Schweizer Kollegen. Aber nach über 7 Jahren bitte ich immer höflich darum doch im Dialekt zu bleiben; denn es hört ab und zu so an, als ob es recht anstrengend sein kann „Hochdütsch“ zu sprechen.
Aber die Welt ist nicht sooo einfach. Daher ein Beispiel für das Züritüütsch – also dem Dialekt in der Stadt und im Kanton Zürich. Wobei ich bei der Aussage schon wieder vorsichtig wäre; denn schon im Kanton hat es wieder manigfaltige Unterschiede im Dialekt.
Und nun habe ich endlich nach langem Suchen einen passenden Videobeitrag als Beispiel gefunden, um zu verdeutlichen, dass nichts so ist, wie es scheint. Nein, Züritüütsch ist unvergleichlich und eine eigene Sprache. Im philosophischen Autorenfilm «Was ist erlaubt, was stört?» interviewt Rebekka Wyler (SP 3) Stadtratskandidatin Claudia Nielsen (auch SP 3). Beide Darstellerinnen wurden für ihre ins Mark fahrende Aussprache schon mehrfach ausgezeichnet. Eine Lautschrift zumindest von einem Teil davon gibt es hier bei der Quelle.