Und schon ist es wieder Sonntag. Der Urlaub liegt genau eine Woche zurück und wir befanden uns gestern auf der ersten Party der Wintersaison – trefflicher Titel: „Die kleine Wintermusik“. Der Titel spiegelt einen Kursaal vor, in welchem im Halbkreis Streicher sitzen und in der Mitte mit dem Rücken zum Publikum ein schwarz-gefrakter Dirigent den Taktstock schwingt. Das Orchester gibt eine Mischung aus Vivaldi’s tiefmolligem und schwermütigen „Winter“ aus dem bekannten Stück „Die vier Jahreszeiten“ und Mozart’s berühmter „Kleiner Nachtmusik“ zum Besten. Alles schön ruhig und gelassen.
(Fast) alles ganz anders. Die einzige Gemeinsamkeit: Die vorherrschende Kleiderordnung an diesem Abend war „Schwarz“. Keine Geigenmusik ertönte im Kursaal. In den locker gefüllten Räumlichkeiten der Partylocation „Provitreff“ schallte beste „More than Mode“-Musik aus den Lautsprecherboxen. Wir trafen gegen Mitternacht ein. Auf dem Weg in den Kreis 5 begleitete uns teils dichter nächtlicher Herbstnebel. Die Temperaturen leicht über Null Grad hatten den Schnee der letzten Tagen deutlich reduziert.
Die recht frischen Aussentemperaturen schienen doch den ein oder anderen davon abgehalten zu haben in die Kälte hinaus zu gehen. Scheinbar zog man den gut geheizten Kachelofen vor. Deshalb war das teils ganz interessant extravagant bekleideten Publikum durchaus überschaubar. Gerade recht. Gleich nach dem Bezahlen des Eintrittzolls inklusive Abstempelung am rechten Handgelenk und Abgabe der warmen Jacke an der diesmal vorteilhaft vorbereiteten Garderobe liefen uns P@ und Anne über den Weg. Am Töggelekaschte (Kicker) wärmte sich Regina, wie eine Libelle hochgeschnürt in ein Korsette (natürlich ganz in schwarz), damit auf männliche Gegner reihenweise zu vernaschen.
Wie auch in und über der Stadt, herrschte im Tanztempel teils dichter Nebel und es zuckten Gewitterblitze – beides jedoch künstlich erzeugt. Mike traf, wie vorher verabredet, Steve und Mario. Die beiden brachten im Schlepptau Nicole mit, welche Steve schon sehr lange zu kennen schien. Beide schienen auch die gleiche Vorliebe zu haben: Fast pausenlos mit dem Natel zu spielen.
Als ich an der Theke stand und gerade mein erstes Bier in Empfang nahm, klopfte mir P@ auf die Schulter. Er hätte Gegner für uns gefunden. Ich folgte ihm an den Tisch der kopflosen Fussballspieler (eine Parallele zum realen Spielfeld), der über Tubelights dezent indirekt beleuchtet ist und wir stellten uns den Gegnern. Bis auf ein paar wenige Pausenausflüge in den Tanzsaal hielten wir ebenso fast durchwegs erfolgreich die Stellung den ganzen Abend.
Das Ambiente im Provitreff ist locker, die Dekoration einfallsreich, die Musik der drei DJs durchaus angenehm hörbar und tanzbar – und: Noch darf geraucht werden im Gegensatz zu Bayern. Offensichtlich möchte keiner der Politiker riskieren, dass seine Partei durch das Rauchverbot Wählerstimmen einbüsst (oder die absolute Mehrheit verliert und den Kopf, wie bei der CSU in Bayern bei der letzten Wahl).
Gegen 3 Uhr traten Mike und ich den Heimweg an, fuhren noch kurz bei der Esso-Tankstelle in der Hohlstrasse vorbei, um die obligatorischen „Gipfli“ zu tanken und fuhren durch die neblige Nacht zurück nach Hause. Nach einem Kaffee aus der langsam das zeitliche segnenden Espressomaschine fielen wir müde ins Bett. Ein Gedanke beschäftigte mich jedoch einen kurzen Augenblick, bevor ich Richtung Traumland abglitt: „Irgendwie ist alles anders.“