Nun habe ich gestern nebenbei die Bilder vom letzten Wochenende bearbeitet – es sind über 1000 Bilder von Mike, Thomas, Wolfgang und von mir. Und ich finde etwas Zeit darüber zu schreiben.
Aaaalso: Am Freitag gegen 11 Uhr bestiegen Mike und ich mit 30 Minuten die AirBerlin-Maschine in Zürich – Ziel Mallorca. Tom besuchte mich vor ein paar Wochen auf der Messe „Ineltec2009“, blieb ein paar Tage und so besuchten wir am Sonntag nach der Messe die nächste Messe – die „Bauen+Modernisieren“. Dort trafen wir uns mit Chrigel, der auf dem Gemeinschaftsstand der Fachgruppe „intelligent Wohnen“ Standdienst hatte. Dort vereinbarten wir ein kombiniertes „Race/KNX-Software“-Wochenende.
Und dorthin flogen wir am letzten Freitag – ab nach Mallorca. Chrigel und René flogen bereits am Donnerstag mit der gleichen planmässigen Maschine. Ich bekam allerdings noch einen Kundentermin am Donnerstag und so konnten wir erst am Freitag fliegen.
Mit etwas Verspätung landete der Flieger und Tom holte uns zusammen mit Chrigel und René am Airport in Palma ab. Gleich im Anschluss trafen wir uns mit Domingo und es ging sofort weiter zum Motodrom von Mallorca. Auf der Fahrt dorthin rief Claus an – er würde den Racetrack nicht finden. Währenddessen fuhr Domingo mit uns ein paar Runden im Kreisverkehr, um die Reifen warm zu fahren – von seinem Siebensitzer-Family-Van mit extremer Kurvenschräglage, welcher von uns liebevoll „Lego-Baustein“ genannt wird. Allerdings fuhr er dann vom Kreiselschwindel gepackt prompt an der falschen Ausfahrt raus.
Am Motodrom angekommen betraten wir den neuen Laden von GU-Racing, in welchem uns schön sauber geparkte Formelwägen, eine Cobra und eine rote „Kölner“ Harley begrüssten. Während Wolfgang die Formelfahrzeuge aus der Halle schob und am blauen Racer die Winterreifen gegen Slicks austauschte, begrüsste und Sebastian und wies uns in die Umgangsformen mit dem Fahrzeug ein.
Anschliessend setzten wir uns aufgeteilt in je einen Seat und fuhren die Rennstrecke ab. Mike und ich sassen bei Wolfgang, der uns in die Bremspunkte, Schaltpunkte und Ideallinie einwies. Dann teilten wir uns erneut in zwei Gruppen auf und die erste Gruppe bestieg die Formel-Fahrzeuge. Tja, und dann erkannte der ein oder andere, warum Rennfahrer üblicherweise etwas kleiner sind. Aber mit der entsprechenden Sitzkombination und leicht angewinkelten Beinen schafften es sogar die Grössten sich in das enge Monocoque zu zwängen.
Helm auf, Hosenträgergurte angelegt, Motorstarten, etwas Gas geben, Kupplung schleifen lassen und langsam hinter Sebastian her von der Boxengasse auf die Rennstrecke wechseln. Während Mike, Domingo, Thom und ich langsam zur Absperrung gingen und ich meine Kamera in Position brachte, erreichten Sebastian, Chrigel, René und Claus auf der Gegengerade die erste Kurve. Dann ging es in eine zweite Gang Kurve, durch eine Rechts-Links-Kombination, wieder in eine enge Kurve und durch eine weitere Kombination in die enge Kurve zur Zielgeraden. Immer auf der Ideallinie entlang an der Umzäunung vorbei.
Genau 10 Runden fuhr die erste Gruppe – von jeder Runde etwas schneller werdend – immer schön sauber hinter Sebastian her. Überholen war ansich verboten, aber das hatte ich überhört (harhar). Dann kam der Fahrzeugpulk zur Boxengasse zurück und es wurden die Fahrer gewechselt. RuckZuck sass ich drin und mir wurde der Hosenträgergurt umgelegt.
Natürlich brauchte ich eine etwas dickeres Sitzpolster für den Rücken um aufrecht sitzend das Lenkrad mit leicht angewinkelten Armen fest im Griff halten konnte. Beim einer halben Umdrehung (das Maximum) des Lenkrades darf sich die Schulter nur leicht nach vorne Bewegen – optimale Einstellung. Beim Durchdrücken des Gaspedals, darf das Knie nicht durchgestreckt sein, sondern leicht abgewinkelt. Das Bremspedal sollte etwas höher eingestellt sein, als das Gaspedal. So kann man das Bremspedal immer mit dem grossen Zeh ertasten und fährt immer auf „Berührung“ mit kurzen schnellen Wegen zum Bremspedal und zurück. Linker Fuss immer auf das Kupplungspedal aufgelegt. Knie und Beine, sowie die Schultern sollten das Monocoque nicht berühren, was bei meiner Statur eher nicht das Thema ist.
Das Lenkrad lässt sich wie beim Formel 1 Renner mit einer Schnellentriegelung abnehmen. Allerdings befinden sich keine Knöpfe oder Anzeigen darauf. Das Cockpit dominiert der Drehzahlmesser – das wichtigste Anzeigeelement – und links daneben die Temperaturanzeige. Aber nach ein paar Runden hat man die Drehzahl im Hintern oder im Ohr. Bei einigen Fahrzeugen ist zusätzlich eine LED-Anzeige eingebaut, welche die Drehzahlbereiche optisch verdeutlicht (rot = raufschalten). Richtig „los“ geht der Drehzahlbereich erst bei 4000 Umdrehungen. Begrenzt wird (angeblich) bei 9000 Umdrehungen. Der Schaltknüppel befindet sich rechts. Nach vorne gedrückt schaltet man einen Gang runter, nach hinten einen Gang hinauf – bis zum 5. Gang. Anders als bei den Halbautomaten im üblichen Strassenverkehr. Aber ähnlich dem Schaltverhalten beim Motorrad und so recht leicht zu merken für mich – Runterschalten nach vorne – Raufschalten nach hinten.
Und dann ging es los für uns auf die ersten 10 Runden. Die Batterie wurde von aussen per Drehknopf eingeschaltet, dann auf den Startknopf gedrückt und der 140 PS Motor heulte bei kurzer Pedalbewegung auf. Kupplung drücken, Ganghebel nach vorne, leicht die Kupplung kommen lassen und los ging es hinter Sebastian her. Langsam und gemütlich umkurvten wir im 2. Gang die erste Kurve. Lenkrad gerade halten, Hebel nach hinten, 3. Gang, sanft Gas geben, eine leichte Rechtskurve, 4. Gang, pfeilschnell beschleunigt das etwas mehr wie 400 Kilogramm wiegende Leichtgewicht auf der Geraden locker auf etwa 140 km/h.
Am Ende der Geraden abbremsen und runterschalten auf den 2. Gang, Kehre umfahren, Lenkrad gerade, Gas geben, 3. Gang, Gas geben, Schikane sanft und weich umkurven, Gas geben, Abbremsen, Runterschalten, Kehre links, Lenkrad gerade, Gas geben, 3. Gang, 4. Gang, Vollbremsung, runter auf den 2. Gang, ruhig in die Zielgerade, Lenkrad Gerade, Gas Geben, 3. Gang, 4. Gang, leichte Rechtskurve vorher anbremsen, auf geradem Stück in den 3. Gang schalten, lange Linkskurve, Gas geben, leichte Linkskurve, runterschalten, 2. Gang, Kehre, Lenkrad gerade, Gas geben, 3. Gang und das ganze von Vorne.
Je länger ich auf der Strecke war, umso besser hafteten die Reifen, umso besser kam ich mit dem Wagen und der Strecke zurecht, umso eher überholte ich meinen Vordermann – Sorry Tom! Und fuhr mit dem sehr gut eingestellten blauen Flitzer hinter dem grünen Renner von Sebastian her. Zwischenzeitlich hängten wir ab Runde 6 die anderen ab und ich fuhr auf der Zielgeraden neben Sebastian. Dann liessen wir es ruhiger angehen und die anderen holten auf. Es fing an so richtig Spass zu machen – ganz etwas anderes als in Karts – Ähnlich dem Boxsterfahren, aber das PS/Gewichtsverhältnis fiel klar zu Gunsten der Formel 3 Renner aus.
Nachdem jeder die ersten 10 Runden hinter sich hatte, kamen wir zu einem kleinen Erfahrungsaustausch im Laden zusammen. Bei Wasser und Cola diskutierten wir unsere ersten Erfahrungen mit Sebastian und man musste uns durchgängig das Lächeln aus dem Gesicht meisseln. Wir fieberten der zweiten Runde entgegen und konnten es kaum aushalten wieder im Cockpit Platz zu nehmen. Auch der Wettergott schien es mit uns gut zu meinen. Die Sonne schien, die Piste war trocken, obwohl es seit Tagen bis zum Tag vorher schwere Herbstgewitter auf Mallorca hernieder gingen.

So starteten wir wieder in zwei Gruppen auf die nächsten 10 Runden. Mit dem zweiten Wagen hatte ich allerdings weniger Glück, als mit dem vorher gefahrenen Blauen Flitzer. Diesen besser eingestellten Bolliden schnappte sich Tom, nachdem er mit seinem Fahrzeug aus der ersten Fahrt nicht so gut zurecht kam. Aber auch diesmal „schappte“ ich ihn mir zwei Mal, aber ich drehte mich auch zwei Mal, da ich offensichtlich nach der jeweiligen Kehre zu früh Gas gab, die Reifen noch nicht warm waren, oder das Gas zu wenig sensibel eingestellt war. Wer weiss.
Nach dem Renn-Schnuppert-Nachmittag fuhren wir zu Tom’s Finca, wo Helga schon mit gekühltem Hopfentee auf uns wartete. Wir setzten uns auf die Terrasse, blickten über den Pool in den Sonnenuntergang und fuhren die Rennstrecke mehrmals in Gedanken ab.
Bei einem oder zwei Glas Weissbier zusammen mit einem vorzüglichen Abendessen diskutierten wir den Renntag noch bis in die späte Nacht. Nur der ein oder andere pflegte seine frisch erworbenen Rennverletzungen, aber wir grinsten noch im Schlaf und so mancher träumt nachts von einer Rennkarriere.
Die vier Alben sind nun komplett online:
Einen weiteren Bericht (von Tom) findet man hier.