Regensburg morgens um 6 Uhr, Dunkelheit, -4 Grad – das Haar sitzt. Mike schläft, Mam höre ich im Bad und ich liege auf dem Sofa und surfe im Web. Nachdem erst gegen 3 Uhr morgens Ruhe einkehrte, beschloss ich die übrigen Stunden nicht mehr zu schlafen. Denn würde ich mich hinlegen und die Augen schliessen, würde mich nichts mehr wecken. Nach dem Frühstück beluden wir gegen 8 Uhr das Auto und starteten zum Airport München.
Wir stellten das Auto auf dem „Urlauber-Parkplatz“ ab und fuhren mit dem Shuttle-Bus zum Terminal 1. Doch wo ist der Checkin-Schalter? Auf den Bildschirmen stand „Z D11 T1“ = Zentralbereich, Gate 11, Terminal 1. Wir wanderten zum Zentralbereich, aber fanden den Checkin-Schalter von TUIfly nicht. Also fragte ich zwei nette Polizisten. „Ah, TUIfly, zurück und 50 Meter auf der rechten Seite“. Vor dem etwas abgelegenen Checkin standen etwa 50 Reisende, welche von zwei TUI-Damen abgefertigt wurden. Das kann dauern. Gut, dass wir wirklich rechtzeitig angereist waren.

Nach etwa 30 Minuten zentimeterweise „Vorrücken“ der Koffer bekamen wir unsere Bordkarten und wanderten weiter zum Bereich „D“ und passierten die Sicherheitskontrollen reibungslos. Mam fragte, was dort gecheckt würde und was man alles ablegen muss. Meine Antwort: „Gürtelschnalle, Uhr, Intimpiercing, alles aus Metall!“. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten ihre Hüftprothese abzuschrauben 🙂
Wir setzten uns vor D11 und gingen unserer Lieblingsbeschäftigung nach „Beobachten und Kommentieren“. Im Uhrengeschäft suchte sich eine Dame eine Brille aus. Ich meinte, „das sieht gar nicht gut aus – und ich meine nicht die Brille!“ Eine andere Dame kam mit roten Gummistiefel vorbei – zu schwarzen Klamotten (u.A. eine schwarze enge Leggins). Nachdem ich den Kopf schüttelte, entgegnete Mam: „So trägt man die auch nicht“. Mike antwortete: „Stimmt, das klappt nur mit einer Papiertüte – über dem Kopf“. Tja, wir hatten Spass und vertrieben uns die Zeit.
Dann durften wir den Flieger besteigen. Wir gingen als Letzte. Alles verlief reibungslos. Links von mir eine nette Dame, die ihr Schosshündchen mitreisen liess und vor mir zwei Kleinkinder, die nicht ruhig zu stellen waren. Egal, ich versuchte zu schlafen. Das klappte auch, bis es eine „Brotzeit“ gab: Käsebrötchen und Kaffee. Nach genau 2 Stunden Flugzeit erreichten wir Mallorca und setzten ein klein wenig unsanft auf. Trotzdem klatschte ein Teil der Fluggäste. Das gibt es tatsächlich immer noch. Klatschende Reisende. Sofort nachdem die Maschine ihre Parkposition an einem „Finger“ (Gangway) erreicht hatte, standen die Fluggäste auf und griffen sofort ihr Handgepäck – und da standen sie dann. Dabei dauerte es locker noch 10 Minuten, bis der erste aussteigen konnte. Wir blieben sitzen und warteten.
12:40 Uhr, Palma de Mallorca, Nieselregen, 10 Grad – das Haar sitzt. Als sich die Reihen vor uns lichteten, stiegen auch wir aus und wanderten Richtung Gepäckausgabe. Natürlich nicht, ohne einen Zwischenstopp an einer der WC-Stationen zu machen. Wir erreichten das Gepäckband No. 10 und trafen all unsere eiligen Mitreisenden wieder. Aber das Gepäckband lief noch nicht. Zuerst wurde das Sperrgepäck ausgegeben. Hunde (!) in allen Grössen und natürlich Fahrräder. Mallorca ist ja das Reiseziel für Mountainbiker und Rennradtrainierende – speziell im Winter. Wir nennen die Bergradler liebevoll „Schweizer“. Aber warum sind hier so viele Hunde mit ihren Herrchen unterwegs? Alle paar Minuten kamen diese Pärchen an uns vorbei. Rassen, Farben, Frisuren und Formen in allen Varianten. Findet eine Hundeshow in den nächsten Tagen statt? Wer weiss.
Und: Was macht der etwas unaufgeräumte Typ mit der Mundharmonika? Natürlich spielt er am Gepäckband den Leuten und speziell seiner Begleiterin mitten im Flughafen ein Ständchen und vertreibt sich die Zeit. Ich sah auf mein Natel und kontrollierte den Empfang. Es könnte ja sein, dass sich der Pilot verflogen hatte und auf einem anderen Planeten gelandet ist. Das Roaming funktionierte, somit befand ich mich doch auf der Erde und den Schildern zu urteilen tatsächlich in Mallorca bzw. Spanien. Auch unsere Koffer kamen endlich auf dem laufenden Band und somit fand ich mich vollkommen bestätigt. Aber man weiss ja nie.
Jetzt brauche ich nur noch den Mietwagen abholen. Der gesamte Ausgangsbereich ist gesäumt von Autovermietern, Europcar, Sixt, GlobalCar etc.pepe und diverse „mobile“ schildtragende Vermieter belagern die Ausgänge. Aber vor dem Hertz-Schalter stauten sich die Menschenmassen. Auch gut, dachte ich, dann gehen wir zuerst eine Rauchen. Anschliessend wanderte ich zurück zum Hertz-Schalter, aber von der äusseren Seite. Vor mir ein Engländer mit zwei gelangweilten Töchtern und Gattin wild mit der Vermieterbediensteten diskutierend und ein graumelierter Herr mit drei Jungs, welche um den Gepäckwagen rannten. „Kann ja nicht so lange dauern, oder?“
Doch, es kann! Ich sah durch die Glasscheibe und entdeckte auf der anderen Seite (also der Gepäckbandseite) an der Theke locker 20 Personen teils in der Reihe stehen oder bereits ermattet auf Bänken sitzen. Ich sah mich bei den anderen Vermietern um. Kein Mensch stand bei Sixt oder Europcar. Auch bei GlobalCar langweilten sich die Mitarbeiter, bohrten in der Nase oder surften im Internet. Schon bei der Buchung wunderte ich mich über den günstigen Tarif bei Hertz: 179 CHF für 10 Tage, Fahrzeugtyp: Opel Zafira. Offensichtlich versuchte Hertz irgendwie kostengünstigst die Flotte in Bewegung zu halten. Also hiess es „Abwarten“ – auch hier.
Während des Wartens kamen wieder Hunder’l mit Herrchen und/oder Frauchen in rauhen Mengen an mir vorbei. Der Typ direkt am Guckloch bei der Hertz-Theke fragte die Dame weiter aus („What happens if something happens to my Car?“), kaufte noch eine Vollkaskoversicherung, eine mobile Autovermieterin fragte mich beim Vorbeigehen auf spanisch, ob ich eine Kutsche mieten möchte und gegenüber auf der anderen Seite der Autovermietung rastete ein möglicher Mieter zwecks der langen Wartezeit aus – also, alles normal.

Schliesslich war ich an der Reihe. Schon zu Hause buchte ich wie erwähnt das Fahrzeug online und gab alles an, was man eigentlich angeben kann – vom Namen bis zur Konfektionsgrösse. ABER: Aus einem mir nicht erfindlichen Grund ging nun alles noch mal von vorne an! Obwohl ich die Unterlagen ausgedruckt hatte!??! Was soll’s – Nerven behalten. Alles Weitere verzögert nur die ganze Angelegenheit. Geduldig liess ich die gesamte Prozedur über mich ergehen. Adresse in der Schweiz (auf dem Dokument), Adresse in Mallorca (Telefon heraus nehmen und Tom anrufen), Führerschein, Kreditkarte, Mietvertrag unterschreiben, Zusatzversicherung ablehnen und unterschreiben, Kreditkartenbetrag unterschreiben (wozu die zusätzlichen 80 Euro), Stutzen, Nachfragen. Ach logisch, das ist das Desposit für die Tankfüllung – wie meinen? Ah, wenn jemand den Sprit klaut, oder der Wagen leer zurück gegeben wird (dann fährt er doch nicht mehr?). Was soll’s, wird mir zurückerstattet, wenn er „voll“ abgeliefert wird. Schlüsselübergabe!! Hurraa!!!

Nach einer geschlagenen Stunde hielt ich den Wagenschlüssel in der Hand. Aber was bitte ist ein „F-C-MAX“ für ein Auto? Werde ich ja sehen, wenn ich im Parkhaus bei Hertz in der Reihe 1 den Parkplatz 18 finde. Mike und Mam warteten immer noch vor der Tür auf mich und empfingen mich freudestrahlend. Mam konnte sich trotz des gerade Erlebten gar nicht vorstellen, dass die Anmietung eines Fahrzeuges so lange dauern kann. Tja, so ist das Leben. Wir machten uns auf die Socken das Auto zu suchen – im Parkhaus – und fanden es tatsächlich. Es war ein Ford „C-Max“. Die Koffer waren gleich verstaut und das Parkhaus sofort verlassen. Auf zu Helga und Tom!
Ich fuhr direkt auf die Autobahn und…. verpasste die Abfahrt nach Inca… fuhr als weiter nach Antrax (oder ähnlich), wendete (nicht auf der Autobahn) und wir fuhren zurück. Mam konnte es gar nicht fassen, aber ich meinte nur „Vertrau‘ mir. Ich kenn‘ den Weg.“ Kein Wunder: Mike navigierte mich mit dem iPhone. Schliesslich erreichten wir gegen 16:30 Uhr Sa Cabaneta und parkten direkt vor der Finca. Tom empfing uns und wir schleppten die Koffer die Treppe hinauf. Helga meinte zur Begrüssung: „Kaffee?“ Mike und ich antworteten mit einem kurzen aber bestimmten „Sisiiii“!

Dann genossen wir die Aussicht bei einer Zigarette von der Terrasse aus, während Mam das bisher Erlebte in blumigen Sätzen schilderte. Zum Kaffee gab es einen frisch gebackenen Hefezopf a la Helga und Tom. Lecker! Max und Felix erzählten, was sie vom Christkind bekommen hätten: Eine Wiiiiii! Meine Reaktion: „Die hat sich Tom für sich selbst gekauft“! 🙂 Und natürlich durften wir zusammen mit den Jungs die verschiedenen Sportdisziplinen eine nach der anderen ausprobieren. Bis, ja bis, es an das Zubereiten des Abendessens ging.
Das Tapas-Gelage am Abend. Wolfgang kam dazu und es wurde gesellig rund um das Ceranfeld. Helga und Tom zauberten innerhalb kürzester Zeit die leckersten Tapas, auf die wir uns schon das ganze Jahr gefreut hatten.
Wir liessen es uns schmecken und ein spanischer Roter (Rioja) rundete das Geschmackserlebnis ab. Aber nicht zu träge werden! Bewegung ist angesagt und mit dem „Wiiii-Teil“ klappt das locker. Tischtennis, Bogenschiessen, Ruder, 100 Meter-Sprint – da purzeln die Pfunde! Nur die Bewegungsabläufe sind oft etwas anders, als in der Realität. Wir haben viel gelacht – und ab und zu auch mal gewonnen. Die Jungs sind gut trainiert und rustikale Gegner.

Bei Wein und Weissbier liessen wir den Abend ausklingen. Gegen Mitternacht fielen wir müde ins Bett. Morgen ist auch noch ein Tag.