20.11.2009 – NDR Reportage „Vom Unsinn der Energiesparlampe“ oder „Wo bitte ist die Ökobilanz?“

21. November 2009

Die Reportage „Rettet die Glühbirne“ oder „Vom Unsinn der Energiesparlampe“ des Journalisten Güven Purtul im Auftrag des NDR hinterleuchtet den Sinn oder Unsinn des sog. „Glühlampenverbotes“. Im Rahmen des Projektes „Glühbirnenloses Norderney“ sammelt diese Reportage die Hintergründe des EU-Glühbirnen-Verbot-Stufenplans, von dem ab 2012 auch Halogenlampen betroffen sein werden.

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Bild NDR/Güven Purtul

Seit September diesen Jahres ist zunächst der Verkauf aller Birnen mit 100 Watt Leistung untersagt. Zwar werden bei der Glühbirne nur fünf Prozent der Energie in Licht umgesetzt, aber wie kritisch wurde die Energiesparlampe geprüft? Was ist mit den hochgiftigen Quecksilberanteilen? Wie und wo wird sie recycelt? Und gibt es eine Ökobilanz, die belegt, dass die Energiesparlampe besser ist? Nützt der massenhafte Umstieg auf teure Energiesparlampen wirklich der Umwelt oder eher den Bilanzen der Lampenindustrie? Die Reise – auch über Recyclinghöfe – führt zu Erkenntnissen, die durchaus überraschen.

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Bild NDR/Güven Purtul

Philips möchte ein ehrgeiziges Projekt umsetzen: Die ostfriesische Nordseeinsel Norderney soll bis Ende 2009 Glühlampenfrei werden. Ein Pilotprojekt, in welchem viel Überzeugungsarbeit mittels PR-Strategen den Bewohnern gegenüber geleistet wird. Allerdings nicht immer mit stimmigen Argumenten. So wird der Stromverbrauch für Beleuchtung mit 19 % angegeben. Tatsächlich weist aber das Bundesumweltministerium einen Anteil des Lichtes am Energieverbrauch in privaten Haushalten mit 1,5 % aus. Das Thema „Quecksilber“ und „Entsorgung“ wird bei einer Bürgerinformationsveranstaltung von Klaus Petri (Philips) mit den Worten abgetan: „Sie leben auf einer Insel und essen ja Fisch. In Fisch ist mehr Quecksilber enthalten, als in einer Energiesparlampe“. Bei einer Energiesparlampenpräsentation vor Elektrobetrieben wird der Vergleich zwischen Energiesparlampe und Fieberthermometern geführt. Allerdings sind quecksilberhaltige Fieberthermometer seit 2009 EU-weit verboten!

Für das Thema Recycling gründete Philips mit weiteren Leuchtenherstellern eine eigene Firma.

„Lightcycle, das schon 2005 gegründete Recycling-Gemeinschaftsunternehmen der führenden Herstellern OSRAM, PHILIPS, AURA, BLV, GE, HERAEUS, NARVA, RADIUM und SYLVANIA hat es bisher nicht annähernd geschafft, ein tatsächlich flächendeckendes Rückholsystem für Energiesparlampen aus Privathaushalten aufzubauen.“
(Quelle mitwelt.org)

Zumindest für das Marketing. Somit verfolgt die Reportage auch den Weg von ausgedienten Energiesparlampen, um zu verstehen, wie dieser giftige Restmüll transportiert und recycled wird. Mit Interessanten Erkenntnissen: Die Energiesparlampen legen einen Weg von über 600 km zurück mit vielen Zwischenstationen. Dabei bleiben nachweislich verhältnismässig viele nicht ganz, sondern zerbrechen. Scheinbar macht sich keiner darüber Gedanken, was mit dem Quecksilber passiert. Weder Greenpeace noch eine andere Umweltorganisation besitzt eine „Ökobilanz“ zur Energiesparlampe. Auf Anfrage lässt Osram zum Beispiel verlauten: „Eine Ökobilanz existiere zwar, dürfe aber wegen geheimer Daten nicht veröffentlich werden„.

Ökotest untersuchte das angegebene Brenndauer und stellte fest, dass diese ebenso übertrieben angegeben sei. Wie auch die Vergleiche in Bezug auf Helligkeit im Vergleich zu Glühbirnen. Für Lichtdesigner stellt das Glühlampenverbot ein besonderes Problem dar, weil Glühlampen und Halogenlampen das gesamte Farbspektrum abdecken würden – die Energiesparlampe aber genauso wie die „Neonröhre“ eben nur gewisse Farben wiedergebe. Die Produktion der Energiesparlampen findet übrigen in Asien statt: Sri Lanka und China. Was uns wieder zur nicht vorhandenen Ökobilanz bringt.

Was mich persönlich beschäftigt ist folgende Frage: Was passiert, bzw. „welche Strafe“ droht, wenn man heute eine 100 Watt Glühbirne verkauft? Stromabschaltung nicht unter zwei Jahren?


13.09.2009 – Warum Glühlampenverbot – Das Konsortium aus Wirtschaft, Politik und Medien

13. September 2009

Ich wollte schon vor langer Zeit einen Blogartikel zum Thema „Warum Glühlampenverbot – das Konsortium aus Wirtschaft, Politik und Medien“ verfassen. Kam aber bisher nicht dazu. Die Recherchen zum Artikel findet Ihr eben in den von mir gesammelten Bookmarks. Jeder kann sich nun selbst sein eigenes Bild oder seine eigene Meinung dazu machen. Die Texte sind bis auf den Schlussabsatz Zitate aus der darunter genannten Quelle:

Phoebus, das internationale Glühbirnenkartell mit Hauptsitz in der Schweiz, kontrolliert von der International General Electric Company, von OSRAM und den Associated Electric Industries of Britain. Phoebus (übersetzt: der Leuchtende), unbescheiden benannt nach dem Beinamen des griechischen Gottes Apoll, diktierte die Preise, bestimmte die Lebensdauer der Glühbirne und teilte die Weltmärkte unter sich auf.

Hier spricht der Aushilfshausmeister! – Der Kampf um die Glühbirne (G) – tazblogs

Am Phoebuskartell waren alle großen internationalen Hersteller von Glühlampen beteiligt (Weltmarktanteil > 80%), beispielsweise:

  • General Electric
  • Tungsram
  • Associated Electrical Industries (Nachfolger von Thomson-Houston)
  • Compagnie des Lampes
  • Osram
  • Philips

Wikipedia „Phoebuskartell“ http://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%B6buskartell

Die Glühbirne: verehrt, verraten und verglüht
“Was für’n Leben, diese Glühbirne – wenn sie nur sprechen könnte und davon erzählen … Tja, wenn’s sonst nichts ist: Sie spricht.” So beginnt Thomas Pynchons Geschichte über die unsterbliche Glühbirne “Byron”, die den Häschern des Elektrokartells Phoebus S.A. entkommt und einen Aufstand der Glühbirnen gegen die Begrenzung ihrer Lebensdauer auf 1.000 Stunden plant.

blog.taz.de Hier spricht der Aushilfshausmeister

Ein stürzender, abstürzender Lichtträger aus unserer Gegenwart, ein idealistischer Prometheus, der mit ökonomischen Interessen der Lampenkartelle kollidierte, war der geniale Dieter Binninger, bis zu seinem Tod 1991 Geschäftsführer einer Weddinger Erfinderwerkstatt. Im Auftrag des Berliner Senats baute er 1976 eine Mengenlehre-Uhr für den Kurfürstendamm. Das Innenleben des heute vor dem Tourist-Information-Center im Berliner Europa-Center stehenden, sieben Meter hohen leuchtenden Zeitanzeigers besteht aus Hunderten von Glühlampen. Weil sie ständig durchbrannten, erfand Binninger, der die Kosten für die Auswechslung der Lampen selber tragen musste, eine Birne, die es auf eine phänomenale Lebensdauer von 150 000 Stunden brachte.
….
Am 5. März 1991 stürzte der mutige Lichtbringer nahe Helmstedt in einer einmotorigen Tobago B 10 unter mysteriösen und bis heute nicht geklärten Umständen tödlich ab. Auch sein Sohn und der Pilot kamen bei diesem Unglück ums Leben.

http://blogs.taz.de/hausmeisterblog/…_gluehbirne_g/

Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Binninger

„Glühbirnenforscher“ Helmut Höge
Helmut Höges Werk zeichnet sich durch eine Reihe verschiedener Forschungsschwerpunkte aus. Darunter fallen zum Beispiel die von ihm selbst als „Pollerforschung“ oder „Glühbirnenforschung“ bezeichneten Gebiete. Letztere ist inspiriert durch Thomas Pynchons Roman Gravity’s Rainbow und Höges Beschäftigung mit Narva in den 1990er Jahren. Als Spezialist für Glühbirnentechnik beschäftigte er sich mit den verschiedenen Auswirkungen von kapitalistischer und kommunistischer Marktpolitik auf die Produktionsweisen von Glühbirnen. Dieser Arbeitsschwerpunkt mündete in „Kartellforschung“; noch seine Analysen des Siemens-Konzerns gehen in diese Richtung. 2001 erschien in Zusammenarbeit mit Peter Berz und Markus Krajewski Das Glühbirnenbuch im Verlag Edition selene.

http://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_H%C3%B6ge

Die Glühlampenverschörung:
http://www.v-22.de/content/view/68/34/

Phoebus Nachfolge Organisation: International Electrical Association (Lausanne)
Prozess K. R. Mirow gegen BBC – Elektrokartell IEA (Arbeitsgruppe Dritte Welt – Bern)
The Continuing Cartel: Report on the International Electrical Association. Material compiled by B. Epstein, K.R. Mirow, R.S. Newfarmer, December 1979.
Mappe 1: Prozess Mirow/BBC: Kopien von verschiedenen Arbeitsdokumenten der IEA, 1963-1965.
Mappe 2: [The Monopolies and Restrictive Practices Commission:] Report on the Supply and Exports of Electrical and Allied Machinery and Plant, London 1957; [Auszug aus:] Report on International Electrical Equipment Cartels, 1948.
Namen: Mirow, Kurt R.
http://www.sozialarchiv.ch/Bestaende…44frameset.htm (Ar 44.40.4 Dokumentation II)

Das Glühbirnenbuch von Peter Berz (Autor), Helmut Höge (Autor), Markus Krajewski (Autor)
Aus dem Inhalt: Texte von Erich Fried und Alfred Sohn-Rethel, Warlam Schalamow über den Erfinder einer Glühbirnenaufbereitungsanlage für den GULAG Kolyma, Markus Krajewski: „Vom Krieg des Lichtes zur Geschichte von Glühlampenkartellen“, Ernst Bloch, Vilem Flusser, Arbeitergedicht aus Narva, der Berliner Lampendesigner Stiletto über Glühbirnen, der Kartellkritiker Mirow über Arbeitsweisen des Kartells, Gertrude Stein: „Dr. Faustus lights the light“, Thomas Pynchons Geschichte von Byron der Birne sowie Beiträge über Maxim-Edison, AEG-Siemens und die frühägyptische Glühbirne.
Glühlampenkartelle, über deren sofortige Entstehung Markus Krajewski konzentrierte Auskunft gibt, behindern Erich Fried in seiner Karriere als Glühlampenverbesserer. Helmut Höge hat den Dichter, der als 16-jähriger 1937 ein Patent für Blitzlichtbirnen anmeldete, interviewt. Auch der Berliner Erfinder Dieter Binninger, ebenfalls von Helmut Höge interviewt, wurde von Osram noch in den 80er-Jahren gehörig in die Mangel genommen. Denn Osram passte Binningers langlebige Glühbirne überhaupt nicht.

http://www.amazon.de/Das-Gl%C3%BChbi…/dp/3852661099

In Europa brennen allnächtlich 3,7 Milliarden Glühbirnen. Welch ein Markt!

Und noch etwas kommt hinzu. Die Lebenszeit einer Glühlampe ist abhängig von der Betriebsspannung. Diese wurde 1987 von 220 V allerdings auf 230 V angehoben.

Die Lebensdauer einer Glühlampe fällt mit steigender Lichtausbeute durch die höhere Glühfadentemperatur drastisch ab. Bei 2700 K erreichen konventionelle Glühlampen eine Standzeit von ca. 1000 Stunden, bei 3400 K (Studiolampen) von nur wenigen Stunden. Wie das Diagramm zeigt, verdoppelt sich die Helligkeit, wenn man die Betriebsspannung um 20 % erhöht. Gleichzeitig reduziert sich die Lebensdauer um 95 %. Eine Halbierung der Betriebsspannung (zum Beispiel durch Reihenschaltung zweier gleichartiger Glühlampen) verringert demnach zwar den Wirkungsgrad, verlängert aber die Lebensdauer um mehr als das Tausendfache.

Die Lebensdauer einer Glühlampe wird meist nicht durch gleichmäßiges Abdampfen von Wendelmaterial bestimmt, als durch das Durchbrennen an einer Stelle. Grund ist eine Instabilität, die mit der Zunahme des elektrischen Widerstandes mit der Temperatur zusammenhängt: Stellen des Glühfadens, die nur wenig dünner sind und sich beim Einschalten zunächst nur aufgrund der höheren Stromdichte schneller aufheizen, haben dann auch noch aufgrund ihrer Übertemperatur einen höheren Widerstand, heizen sich kuzzeitig extrem auf und verlieren dabei etwas Material durch Verdampfen. Beim nächsten Einschalten verschärft sich das Problem. Beim letzten Einschalten kann von der Unterbrechungsstelle sogar eine Bogenentladung im Füllgas ausgehen.
Eine Möglichkeit, die Lebensdauer zu verlängern, ist daher die Begrenzung des Einschaltstroms oder die in der Veranstaltungstechnik häufig angewandte Vorheizung (engl. Pre Heat) durch einen permanenten Stromfluss knapp unterhalb der Leuchtschwelle.

Glühlampe ? Wikipedia

Die Spannung 230 V wurde in der internationalen Norm IEC 60038:1983 als Standardspannung festgelegt. Bis 1987 betrug die Netzspannung in Deutschland 220 V mit einer Toleranz von ±10 %. Danach erfolgte zunächst eine Umstellung in mehreren Abstufungen auf 230 V +6 % und -10 %. Von 2009 an darf die Netzspannung von 230 V um ±10 % abweichen. Dann sind 207 Volt bis 253 Volt in der Toleranz möglich.

Netzspannung ? Wikipedia

Somit ist der vorzeitige Tod aller übrigen Glühlampen ab 2009 durch Anhebung der Netzspannung bereits vorprogrammiert. Dann kollabiert der Glühfaden an der vorgesehenen „Sollbruchstelle“ bereits etwas früher.

PS: Von Erich Fried stammt das Gedicht: „Was es ist“


12.05.2008 – Sinnfreie Schweizer Diskussionen am Beispiel von Esther Maurer und der Streetparade

12. Mai 2008

Eigentlich wollte ich ja auf keinerlei politische Diskussionen mehr im Blog eingehen. Aber die momentan vollkommen aus dem Ruder laufende Diskussion um die „Streetparade“ schlägt dem Fass wieder einmal den Boden aus. Worum geht es? Langsam, ich erkläre es.

Zitat Esther Maurer: „Jugendliche aus der ganzen Schweiz und dem Ausland kämen nach Zürich, um sich zu besaufen.“ und weiter „Bei der Streetparade 2007 mussten 250 Personen wegen Alkohol- und Drogen behandelt werden“.

Es darf angemerkt werden, dass 2007 über 800 000 Besucher anwesend waren.

Wer ist eigentlich Esther Maurer?
Tja, das fragte ich mich auch. Wahrscheinlich möchte deshalb die Zürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer (SP) ihren Bekanntheitsgrad steigern (stehen Wahlen an??); denn bisher kannte die weder ich noch sonst irgendjemand in meinem Umfeld – und das ist gross und durchaus in oder um Zürich ansässig. Geht es momentan um diese Diskussion, so schütteln alle nur mit dem Kopf und winken ab. Jede Werbung ist eine gute Werbung, auch wenn es eine schlechte Werbung ist, wie in diesem Fall.

Aber seit der sinnfreien Diskussion um das „Barverbot“ an der grössten Veranstaltung dieser Art weltweit und eine mögliche Nichtgenehmigung der nächsten Streetparade 2009 aus vollkommen an den Haaren herbei gezogenen Argumentationen ohne jegliches Fundament und scheinbar ohne Hintergrundwissen, kennt so ziemlich jeder in Zürich die Polizeivorsteherin. Somit denke ich, dass hier ein vollkommen anderes Kalkül dahinter steckt.

„an den Haaren herbeigezogen“:
Bei 800 000 Besuchern kam es bei 250 Personen zu einer Behandlung wg. Alkohol und Drogen. Das sind glatte 0,03125 % der Besucher. Wer sich das nicht vorstellen kann: 0,3125 Promille der Besucher mussten sich wegen Alkohol ODER Drogen behandeln lassen. Oder sagen wir es anders: 3 Personen pro 10 000 Besucher!

Zum Vergleich:

„Rund 300 000 Alkoholabhängige leben in der Schweiz….“ (Quelle KTIP 2001)

Was bei 7,591 Millionen Einwohnern (2007) in der Schweiz inklusive Kind und Kegel einen Prozentsatz von 3,952 ausmacht! Oder: Von 100 Personen sind 4 alkoholabhängig.

Zum Vergleich hier die offiziellen Zahlen der „Sanitätsstation Münchner Wiesn“ vom letztjährigen Oktoberfest 2007 ohne nähere Betrachtung meinerseits:

Die Einsatzzahlen (Zahlen 2007: hochgerechnet bis Ende Oktoberfest, 2006 in Klammern: offizielle Endzahlen der 18-tägigen Wiesn) im Einzelnen:

  • Trageneinsätze: 1781 (1934)
  • Patienten: 7914 (9581)
  • Nichtärztliche Hilfeleistungen: 4693 (6077)
  • „Bierleichen“: 565 (569)
  • Abtransporte: 542 (651)
  • Operationen: 702 (595)
  • Eingesetze Helfer/Ärzte: 1549/206 (1621/207)

Stellen Sie sich einfach mal vor, der Polizeipräsident von München – Prof. Dr. Schmidbauer – würde anhand dieser Zahlen in einem Interview für eine Münchner Tageszeitungen androhen, dass nächstes Jahr das Oktoberfest – „Die Wiesn“ – nicht mehr genehmigt wird, weil der Bierkonsum dermassen überhand genommen hat!!

Schon beim Rauchverbot in den Zelten der Wiesn gab es einen mittleren Aufstand der Festwirte. Was meinen Sie, was bei dieser Drohung „nächstes Jahr kein Oktoberfest wegen saufende Jungendliche“ los wäre – nicht nur bei den Festwirten. Für Prof. Dr. Schmidbauer ist diese Diskussion sicherlich undenkbar. Aber in Zürich diskutiert man freudig mit Esther Maurer und schenkt ihr die gewünschte Beachtung. Sinnfrei!

Darüber hinaus ist die Herkunft der Zahl „250“ vom Interview und die tatsächliche Ursache der Behandlung nicht nachvollziehbar, da eine Quelle fehlt. Was aber bei dem Prozentsatz/Promillesatz bereits irrelevant ist. Sicherlich tragisch für die Betroffenen, aber der Veranstalter kann hierfür nicht verantwortlich gemacht werden. Sondern diejenigen, die sich den Alkohol und sonstige Drogen eben selbst verabreichen.

Unvorbereiteter Kreuzzug gegen den Alkohol? Oder unermesslicher Schaden für das Image der Stadt Zürich weltweit?
Der Schuss von Esther Maurer wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach „Hinten“ losgehen; denn die Diskussion wurde von ihr angezettelt ohne die Auswirkungen z.B. auf den Tourismus und den Bekanntheitsgrad der Stadt Zürich und dem gleichnamigen Kanton in der Welt zu erkennen. Was schon mal für die Sinnfreiheit spricht; denn für eine Frau im Range einer Polizeivorsteherin muss einfach dieser Zusammenhang geläufig sein.

Maurus Lauber, Marketing-Leiter von Zürich Tourismus, zeigte sich erschrocken, als er das Interview mit der Drohung die Streetparade zu verbieten, gelesen hatte. Der Anlass generiere eine Wertschöpfung von 150 Millionen Franken. „Ein Wegfall der Streetparade wäre eine Katastrophe“. Zürich Tourismus werbe auf Imagebroschüren und Präsentationen im Ausland mit dem Anlass. (Quelle NZZ vom 08.05.2008). Siehe hierzu Internetseite zur Streetparade.

Siehe auch Interview mit Frank Bumann, Direktor von Zürich Tourismus „Zürich ist heute Lifestyle“, Zeitschrift Attika Ausgabe 03/2007, (Seite 7)

Frage Tanja Seufert: Eine Party ist besonders berühmt: Die Streetparade, die jedes Jahr bis zu einer Million Besucher ans Seebecken zieht. Welche Bedeutung hat dieser Mega-Event für den Tourismus?
Frank Bumann: Die Streetparade hat, was die Wahrnehmung in ausländischen Medien betrifft, eine enorme Bedeutung, sie ist ein Aushängeschild für Zürich. Wir arbeiten seit Jahren eng mit dem Verein Streetparade zusammen, was die Pressearbeit betrifft – zum Beispiel laden wir ausländische Medien ein. Der grosse Verdienst der Streetparade ist, dass Zürich dank ihr nicht mehr für eine verstaubte Bankenstadt, sondern für pulsierenden Lifestyle steht. Was die Parade für den Markenwert Zürich bedeutet, darf man nicht unterschätzen.

Auch myswitzerland.com – die globale Website des Schweizer Tourismusverbandes – präsentiert die Streetparade wie folgt:

Die Street Parade ist eine der schönsten und grössten House- und Techno-Paraden der Welt.
Der farbige und schrille Lifestyle-Event lockt jährlich hunderttausende Tanzbegeisterte nach Zürich. Die Parade ist ein bunter Mix aus Demonstration, fahrenden Lovemobiles und Live-Auftritten von Top-DJs und internationalen Stars.

Ein Verbot wäre unpopulär und würde mehrheitlich regional, überregional und international auf breites Unverständnis stossen. Somit Sinnfrei!

„Jungendliche aus der ganzen Schweiz besaufen sich in Zürich!“
Soweit ich mich erinnern kann, ist der Ausschank und der Verkauf von „harten Drogen“ darunter auch der Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren bereits landesweit – auch in Zürich – verboten (siehe Das Bundesgesetz über die gebrannten Wasser (Alkoholgesetz), das den Verkauf von gebrannten Wassern (Spirituosen) an Jugendliche unter 18 Jahren verbietet). Somit sind nicht die Veranstalter der Streetparade verantwortlich, falls dies trotzdem passiert, sondern die Verkäufer der Ware. Alle anderen dürfen nach eigenem Ermessen soviel trinken, wie sie wollen, wenn sie möchten, was sie aber nicht tun. (Siehe Statistik oben!)

Und: Diejenigen, die für die Einhaltung der Gesetze zuständig sind; denn ich „spinne“ den Gedankengang mal etwas weiter: Es gibt in der Schweiz das Bundesgesetz über die gebrannten Wasser (Alkoholgesetz), das den Verkauf von gebrannten Wassern (Spirituosen) an Jugendliche unter 18 Jahren verbietet. Wer verschafft Gesetzen allgemein den entsprechenden Nachdruck und ist für die Einhaltung verantwortlich?

Nur wer sich sicher fühlt, fühlt sich auch wohl. Die Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch die Besucherinnen und Besucher des Kantons Zürich sollen sich wohl und sicher fühlen. Dazu braucht es Vorschriften und Gesetze, die das Zusammenleben regeln – und es braucht jemanden, der diesen Vorschriften und Gesetzen Nachdruck verschafft. Diese Aufgabe übernimmt die Kantonspolizei Zürich im Auftrag der Regierung und damit der Bevölkerung. (Quelle Imagebroschüre der Kantonspolizei Zürich, Seite 7)

Wenn die Zürcher Polizeivorsteherin nun feststellt, dass bei Grossveranstaltungen die Anzahl der Behandlungen verursacht durch übermässigen Drogen- und Alkoholkonsum zugenommen haben, wer hat dann den „Schwarzen Peter„? Ist diese Feststellung dann nicht ein klassisches Eigentor?

Weil wir grad bei „Fussball“ sind: Schlechtes Vorspiel für die EURO08?
Was glaubt wohl Esther Maurer werden die zahllosen Fans aus ganz Europa nächsten Monat während des Spiels und speziell danach zum Feiern trinken? Mineralwasser? Tee? Möchte Esther Maurer die Veranstalter für den Alkoholgenuss verantwortlich machen. Herr Blatter bzw. die FIFA hätte da samt Sponsor Carlsberg (gehört Feldschlösschen) ein richtiges Problem? Oder gar sämtliche Veranstaltungen, die ausserhalb der Stadien laufen, verbieten? Sinnfrei!

Letztendlich doch Werbung für die Streetparade 2008 durch Esther Maurer?
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Esther Maurer aktiv Werbung für die Streetparade 2008 mit dieser Aktion betreibt. Sie weiss ganz genau, dass es keine Mehrheit im Stadtrat für ein Verbot der Streetparade 2009 geben wird. Wie ich darauf komme? Eine Studie von „Verein Züri-Event“ kam zum Ergebnis, dass die „Streetparade“ das bekannteste und beliebteste Event in Zürich ist (siehe Präsentation „Akzeptanz von Grossveranstaltungen in der Stadt Zürich bei der Stadtzürcher Bevölkerung“ Seite 5).

Auch Auflagen hat es schon genug und Verschärfungen sind nicht mehr möglich und durchsetzbar. Somit nehme ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an, dass Frau Esther Maurer Werbung für die Streetparade 2008 machen möchte. Sie schürt die Angst in den Fans der Streetparade mit dieser Diskussion nach dem Motto: „Kommt dieses Jahr; denn vielleicht gibt es kein nächstes Mal!“

Nachtrag: Sehe ich das hier richtig, dass der Kanton Zürich 4 265 000 CHF im Jahr 2006 aus dem Reinertrag der Eidgenössischen Alkoholverwaltung EAV überwiesen bekommen hat?

Was ist meiner Meinung nach zu tun, um Jugendliche über den gefährlichen Missbrauch von Alkohol zu informieren?
Domink Dieth von der Sucht-Präventionsstelle Zürich-Oberland fasste bereits im März 2005 mögliche Massnahmen zusammen:

Neben Testkäufen und Schulung von Detailhandel und Gastrobetrieben sind folgende Schwerpunkte Bestandteil der Alkoholpolitik, die von den Suchtpräventionsstellen im Kanton Zürich unterstützt werden:

  • klar geregelte Patentvergabe (z.B. Verlangen eines Jugendschutzkonzeptes für befristete Patente)
  • Elternbildungsveranstaltungen zum Thema Risikokonsum
  • Förderung von struktureller Prävention in Schulen
  • Konzept für sensible schulische und ausserschulische Anlässe (Schulsylvester, letzter Schultag etc.)
  • Schulung von Vereinen für den regulären Vereinsbetrieb und besondere Anlässe
  • öffentliche Impulsveranstaltungen
  • Runde Tische usw.
  • Erarbeitung einer gemeindeeigenen Haltung zum Thema Alkohol und dem Umgang damit

Ende der Durchsage. Ich freue mich auf die Streetparade 2008 im August. Und ich wollte eigentlich nicht mehr über sinnfreie politische Themen schreiben. Ist schon wieder „Sommerloch“ (im Mai)?


Australien überlegt Plasma- und LCD-Fernseher ab 2011 zu verbieten

10. Oktober 2007

Apropos „Schwarze Schafe“ und „Australien“ – Einen hab ich noch (für heute):  Die Australische Regierung schickt sich an das Vorbild überhaupt im unsäglichen CO2-Klimakiller-Aufräumen zu werden. Zuerst kündigt die Australische Politik-Mannschaft im Februar dieses Jahres an, sämtliche Glühbirnen zu verbieten, weil die ja soooo umweltfreundlich sind (eigentlich sind die Dinger Restmüll) und nun holt man zum ultimativen Schlag aus, um die Welt das Klima zu retten.

Worum geht es: Laut einem Artikel auf ABC-News denkt eine Kommission der Regierung von Australien darüber nach ein „6 Sterne Energie-Effizienz-Label“ zu erfinden – Zieltermin der Einführung im Jahr 2011. Das Dumme für alle Gadget-Junkies in Australien ist hierbei jedoch, dass nur ganz wenige der bisher auf dem Markt befindlichen Plasma- und LCD-Fernseher (Flatscreens) dann noch verkauft werden dürfen! Denn der Bedarf an den flachen Fernsehern ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Blöd nur: Die Flachfernseher benötigen wesentlich mehr Strom und somit kostbare Energie, welche noch mehr CO2 erzeugen, als konventionelle Röhrenfernseher. Und das muss verhindert werden!

Jetzt mach ich mir ein bayerisches Bier mit Kohlensäure (CO2) auf und dann geh‘ ich in die Heia (und halte die Luft an).

(Warum heisst das eigentlich „unsäglich„? Leitet man das Wort vom „Sägen“ ab? Klar: Es bedeutet ja eigentlich „Ding, Zustand oder Meinung das/der/die nicht geteilt werden kann„.)