So schnell hatte ich noch nie gepackt! In einer Rekordzeit von 45 Minuten hatte ich meine 7 Sachen zusammen. Was war geschehen? Am Donnerstag fuhr ich erst um Mitternacht von Altdorf nach Jonen zurück. Wie der Teufel es will, stand ich bereits in Flüelen im Stau: Wegen eines Schwertransporters war die Axenstrasse gesperrt worden. Als die beiden überbreiten LKWs durch waren konnte es weiter gehen. Gegen 1 Uhr morgens zu Hause angekommen, sortierte ich die wichtigen Reiseutensilien zusammen: Pass, Ticket, Kreditkarte, Digitalkamera. Gegen 2:30 Uhr ging ich ins Bett, nicht ohne vorher den Wecker auf 8 Uhr zu stellen.
Als ich aufwachte, schaute ich auf den Wecker „Ach, kurz vor 8 Uhr, dann kann ich ja noch etwas Natzen (bayerisch für Mümmenln).“ Mike kam wenig später herein und meinte, ob ich schon gepackt hätte. Diesmal noch nicht. Wie auch. Eigentlich wollte ich in den letzten Tagen vor dem Urlaub die letzten Dinge für die Arbeit erledigen. Denkste! Am Montag kam ein Grossprojekt, was bis Donnerstag kalkuliert sein musste. Ergo: Planung komplett über den Haufen geworfen und jeden Tag wurde es spät. Bin ich ja mittlerweile gewohnt, oder auch nicht.
Also raffte ich mich auf, trat auf den Wecker und blickte auf die Armbanduhr: 10:30 Uhr!! Um 15 Uhr geht der Flieger. Also um 14 Uhr steht Einchecken an, also 13 Uhr Abfahrt, also 2 Stunden 30 Zeit zum Herrichten und Packen! Unter der Dusche sortierte ich meine bereits gebooteten Hirnzellen und versuchte nachzuvollziehen, wieso der Wecker mich um 8 weckte, es aber bereits 10:30 Uhr sei. Beim Zähneputzen fiel es mir ein: Ich hatte die Weckzeit gestellt, aber nicht die Uhrzeit – die blieb auf 0:00 Uhr als ich das Teil einsteckte! Genau 2:30 Stunden fehlten!
Nach dem ersten Kaffee öffneten sich auch meine Augen wieder und der Motor begann zu brummen: Was brauch ich eigentlich „alles“? Die wichtigen Dinge lagen ja „bereits“ am Tisch. Also nahm ich den mittleren Koffer und packte die Zweitwichtigen Dinge ein: Ladegeräte für die Natel, Digicam etc. 3 Hemden, 5 T-Shirts in den Standardfarben Schwarz und Weiss, eine Jeans, die Turnschuhe, das Waschzeug. Pause: Zigarette, Kaffee, Überlegen: Was noch? Mit dem Blick auf den Aschenbecher „Klar, zwei Schachteln Zigaretten!“ Fertig! 12:45 Uhr.
Mike fährt mich zum Airport, bevor er sich in die absolut entgegengesetzte Richtung nach Bern aufmacht. Er muss am Freitag am späten Nachmittag noch ein Projekt fertig machen. Super Sache! Andere gehen Freitag Mittag ins Wochenende, andere machen sich auf einen langen Freitag Nachmittag gefasst. Wieder andere setzen sich in den Flieger.
Ich hatte nicht mal Zeit das Ticket näher anzusehen. Also merkte ich erst am Freitag morgen (nachdem ich von der Arbeit nach Hause kam), dass ich mit AirBerlin via Düsseldorf fliege. Na toll! Chickenstall-Class mit Umsteigen. Mike lieferte mich am Zürich Airport ab und ich checkte ohne langes Anstehen sofort direkt ein. Der Flieger nach Düsseldorf war noch recht voll. Aber der Flieger nach Bangkok war locker gefüllt. Offensichtlich hatten sich die meisten Urlauber durch die „Unruhen“ in Bangkok einschüchtern lassen und den Urlaub storniert.
Dass die Unruhen nur örtlich begrenzt waren und seit Donnerstag gänzlich zum Erliegen kamen, weil der Premierminister vorgezogene Neuwahlen angeboten hatte und die Redshirts daraufhin abzogen, verschaffte mir einen Fensterplatz und viel viel Platz zum Ausbreiten. Der Flieger war wirklich nur leicht gefüllt. In der Mittelreihe des A330 machte es sich ein Reisender auf 5 Sitzen breit. Und das zog sich durch den ganzen Flieger. Nur ich hatte wieder „Glück“, weil direkt hinter mir ein älteres Ehepaar sass und der Ehegatte schiefte die ganze Flugdauer wegen einer satten Erkältung.
Aber zurück zum Umsteigen in Düsseldorf. Kein Vergleich mit dem Zürcher Airport! Schmuddelig und dämlich. Wir landeten um 16:15 Uhr und um 16:30 ging der Anschlussflug nach Bangkok. Nur, dass wir im A-Bereich landeten und der Weiterflug im C-Bereich weiterging. Also spurten, um noch rechzeitig zum Einchecken zu kommen. Da war dann noch die nochmalige Passkontrolle mit einer Witzfigur als Zöllner; denn er meinte bei der Kontrolle: „Ja, Herr Sperlich. Ich würde mir an Ihrer Stelle Bundeseigentum (den Pass) nicht mit einem Gepäckaufkleber kaputt machen lassen.“. Ich hatte keine Zeit, um irgendwas zu erwiedern. Ich meinte nur: „Aber sonst ist alles in Ordnung“. Der Zöllner nickte und drückte mir das Dokument wieder in die Hand. Der Gepäckaufkleber hängt schon seit Jahren im Pass. Zieht man den ab, so besteht die Gefahr, dass die Seite ganz reisst. Aber der eingeschweisste Teil zum Scannen ist ja voll in Ordnung. Wollte sich wieder ein Schengengeschädigter Zöllner nach der Masche „Herr Lehrer, ich weiss was!“ Wichtig machen.
Am Gate C47 angekommen, weil so stand es auf meinem Ticket, prangte jedoch eine andere Destination über der dem Gate: „Monastir“. Wo bitte ist der Flug nach Bangkok? Die Ladies von LTU wussten es nicht. Dämlich! „Ja, wir sind nicht von AirBerlin! (Weiss ich auch!) Da müssen Sie schon auf die Anzeigen schauen, wenn sich das was geändert hat!“ Hatte ich auch schon! Beim Aussteigen im Bereich A, bevor ich in den Bereich C gesprintet bin und von dem eigenartigen Zöllner wegen Bundeseigentum, das ich bezahlt habe, angemacht wurde! Der Song „Destination Unknown“ sollte mich darfür ab diesem Zeitpunkt durch den Tag begleiten als Ohrwurm. Also eine Anzeigetafel suchen und nochmal nachsehen: „Gate 45“! Ja – Nein! Das ist ja direkt neben C47! Kein Wunder, dass die LTU-Ladies das NICHT wissen konnten. Vor mir waren bestimmt noch 50 weitere am „geänderten“ Schalter direkt neben C45. Service? Nein Danke! Zonk, LTU sieht mich nicht mehr.
Also setzte ich mich etwas in Distanz, aber in Sichtweite zu Gate 45 auf einen der „bequemen“ tropengetesteten und wüstenerprobten Ganzmetallsitzgelegenheiten. Als sich kurz nach 17 Uhr noch nichts tat am Gate, schlenderte ich beherzten Schrittes zum „Raucheraquarium“ in unmittelbarer Nähe. Es gibt schöne „SmokerLounches“ (Zürich), hässliche (Düsseldorf) und es gibt grässliche (Bangkok). Ich weiss auch nicht, aber irgendwie bekommt man es nicht hin auch für die „bösen“ Raucher, die ja auch Steuern zahlen und Tickets kaufen annehmbare und gemütliche „Lounches“ zu gestalten mit einer Klimaanlage, die funktioniert, z.B. wie in Zürich. Wir sind schon verwöhnt, oder?
Schliesslich kam dann doch die Durchsage, dass der Flug AB 7150 nach Bangkok nun einsteigefertig sei (was immer das auch heissen soll). Und es kam die immer gleich sinnlose Ansage, dass bitte erst die Sitzreihen 30 bis 45 einsteigen sollten; denn sobald das Gate offen ist, stehen durchgängi ALLE, bis auf wenige Ausnahmen auf und stellen sich ins Gedränge vor dem Gate, weil der Flieger ja sonst ohne sie geht. Und vergisst dabei den Laptop mitzunehmen, wie die Dame gegenüber von mir. Ja klar! Aber was soll’s. Dann trage ich ihn halt hinterher. Früher hat man ein Taschentuch fallen lassen, um sich kennezulernen. Heute lässt man den Laptop liegen. Aber sonst hab ich (jetzt) Zeit und warte. Meist eh zu wenig lang, weil man sieht sich ja im Finger wieder; denn dort stehen die Passagiere schon wieder an, um ü überhaupt in den Flieger zu kommen.
Und dann blockieren die Liftansteher den ganzen Rest, weil der oder die Reisende sich genüsslich Zeit nimmt, um die sperrigen Handgepäckstücke in der Klappe zu verstauen, dann wird sich ausgezogen und zusammengelegt und das Kleidungsstück kommt auch noch in die Klappe. Die restliche Schlange wartet. Ist ja nicht möglich jemanden vorbei zu lassen. Aber der Flieger war ja dieses Mal nur locker gefüllt. Die überwiegende Anzahl der Sitzplätze blieb leer. Ich richtete mich ein und genoss den Flug in der Chickenstall-Class. Die AirBerlin-Mädels und -Jungs waren freundlich und zuvorkommend. Nur die Zudecken fluserten ohne Ende. Mein Hemd und meine Hose war über und über mit blauen Fluserl bedeckt; so dass ich diese Kleidungsstücke als erstes in Bangkok zum Waschen gab.
Nach 11 Stunden ruhigem Flug (bis auf den Dauerschniefer hinter mir) landeten wir sanft bei 36 Grad und ungeheuerer Luftfeuchtigkeit in Bangkok. Das Visum und die Immigrationprozedur ist mittlerweile Gewohnheit und mein Koffer kam auch direkt im Anschluss an die Einreiseformalitäten. Als ich draussen im Smokerbereich noch schlaftrunken vor mich hin grübelte, welche Uhrzeit nun herrscht, kam eine SMS von Nanee: Ich solle nicht ins „Le Fenix“, sondern ins „Avana Hotel“, weil das näher am Airport wäre. Oh nein, ich mag das Avana nicht. Die Rezeptösen sind so unflexibel, das Hotel ist verhältnismässig abgelegen, es ist nix los, die Zimmer sind mit „einfach“ noch recht übertituliert und die Aussicht auf ein Fabrikgelände „extrem prickelnd“. Na gut, was soll’s. Taxi beordert und ab ins „Hotel Avana“, wenn es die Liebe so wünscht.
Schon auf der Taxifahrt hatte ich ein leicht angesäuertes Gefühl in der Magengegend. Und es bestätigten sich meine Vermutungen. In jedem Hotel der Welt legt man Pass und Kreditkarte auf den Tresen und bekommt ruckzuck ein Zimmer. Im „Avana Hotel“ darf man Cash hinlegen im Voraus plus Deposit 1000 Baht! Für was? Dafür, dass man in kaputten Zimmern mit lauten Klimanlagen eventuell was „kaputt“ macht? Schon war ich stinkig und ich hatte noch nicht mal geduscht. Nachdem ich im Zimmer war, kam der nächste Streich. „Geh ma doch ins Restaurant und trinken wir was“ sagte ich zu mir und meinem Körper. Ich fuhr mit dem gebrechlichen Lift in den 2. Stock und setzte mich auf die Terrasse zwischen dem Restaurant und dem Pool mit direktem Fabrikanschluss. Und dann wartete ich. Und wartete. Und wartete noch eine Zigarette lang. Man möchte ja nicht gleich unhöflich sein. Es liefen Bedienungen emsig herum und putzten irgendwas und räumten irgendwas auf, aber keiner wollte eine Bestellung aufnehmen. Zonk 2. Sehr unüblich, aber im „Avana Hotel“ eher gewöhnlich der Fall.
Als ich dann doch einen Bediener heranwinkte und einen Kaffee und einen Mangosaft bestellte, schaute er mich mit grossen Augen an. „In one or two cups?“. Wie meinen? Schon mal Kaffee mit Mangosaft mit Milch und Zucker getrunken? Nein, natürlich in einer Tasse und im Glas! „Coffee hot?“ Ja, bitte und den Mangosaft kalt. Er dackelte davon und kam wenig später gaaaanz langsam mit dem Tablett und den beiden „Drinks“ ballancierend zurück. „Hoffentlich schafft er es bis zu meinem Tisch, bevor beides lauwarm ist“, dachte ich und sehnte mich nach dem „Le Fenix“ – schon das zweite Mal wegen der Rezeptöse.
Dann versuchte ich mich zu entspannen. Bis das Natel „pingte“. Silvio hatte geantwortet. Ich rief ihn an und fragte, was denn heute Abend in Bangkok geboten sei. Er und Nikki würden heute auf die Party ins „Nest“ kommen, ob wir uns dort treffen könnten. Aha! Das „Nest“! Das ist die Dachbar vom „Le Fenix“, also doch falsch gebucht. Aber das könnte man ja ändern. Das „Avana Hotel“ ging mir eh voll auf den „Keks“, schon bevor ich ausgepackt hatte. Also beschloss ich kurz entschlossen gleich wieder auszuchecken und ins „Le Fenix“ umzuziehen. Was ja nicht schwer sein konnte, weil ich eben noch nichts angefasst hatte oder ausgepackt.
Also bezahlte ich meine zwei Drinks und schlenderte zur Rezeptöse. Ich machte ihr klar, dass ich gleich wieder auschecke und nur noch meine Sachen hole. Sie wollte den Schlüssel. Aha, und wie komme ich an meine Klamotten? Sie gab ihn mir zurück. Ich grinste mir eines, holte meinen Koffer und verlangte meine Vorauskasse samt Deposito zurück. Ich war schon gefasst darauf, dass man „etwas“ davon zurückbehalten würde, weil ich ja eine Stunde im Restaurant sass und das Zimmer nicht noch schmuddeliger machte. Und so war es dann auch. „We charge you for one night. This makes 1500 Baht“. Egal, was soll’s nur raus hier. Das Taxi wurde mir gratis organisiert – die Fahrt zahlte ich natürlich.
Nach nur 165 Baht kam ich im „Le Fenix“ an. Der Parkplatzwächter lächelte, der Kofferkuli lächelte, ich legte Pass und Kreditkarte hin, bekam von einer netten Lady ein sauberes Zimmer, in gemütlicher Atmosphäre, mit kostenlosem WLAN (im Avana kostet das extra), so wie es sich gehört. Da darf auch das Zimmer etwas mehr kosten. Dafür bin ich mitten im Sukhumvit – in der dirkten Umgebung von Q-Bar, Bed-and-Supper-Club und direkt im Haus ist das „Nest“, wo es heute eine Samstags-Party mit guter Musik geben wird. Silvio schickte mir noch eine SMS, dass er mich um 20 Uhr zum Dinner abholt. Tja, und Nanee trifft erst morgen früh ein. Dann hab ich ja heute noch „sturmfrei“!
Na dann bisch ja gut angekommen…ab jetzt downcoolen und geniessen…geh jetzt rasen maehen…:-)
Geniess die Zeit und einen schönen Urlaub.